Hintergrund: Deutsche und Afghanen

Berlin (dpa) - Afghanen und Deutsche arbeiten seit fast 100 Jahren partnerschaftlich zusammen. Bereits 1915 schickte das Deutsche Kaiserreich eine Expedition in das Land am Hindukusch.

Die Militärs und Diplomaten sollten Kabul bewegen, auf Seiten Deutschlands in den Krieg gegen Britisch-Indien zu ziehen. Afghanistan blieb neutral, die Delegation knüpfte aber dauerhafte Kontakte zwischen Kabul und Berlin. Der 1919 auf den Thron gekommene Reformkönig Amanullah setzte bei der Modernisierung seines Landes auf Deutschland als Partner.

Bereits 1923 wurde die Deutsch-Orientalische Handelsgesellschaft in Kabul gegründet. Mehr als 200 deutsche Experten bildeten afghanische Soldaten aus, bauten Straßen, Kanäle und Stromleitungen. 1926 schlossen beide Länder einen Freundschaftsvertrag. Die Zusammenarbeit wurde in der Nazizeit fortgesetzt. Das Deutsche Reich half beim Aufbau einer afghanischen Luftwaffe, 1938 wurde die Flugverbindung Berlin-Kabul eingerichtet.

Nach Gründung der Bundesrepublik war Afghanistan bevorzugtes Ziel deutscher Entwicklungshilfe. Es wurden zahlreiche Verträge über wirtschaftliche und technische Zusammenarbeit unterzeichnet. Nach dem Einmarsch sowjetischer Truppen in Afghanistan 1979 stoppte Bonn die Entwicklungszusammenarbeit, alle Berater verließen bis 1984 das Land. Der immer weiter eskalierende Bürgerkrieg trieb hunderttausende Afghanen aus der Heimat, viele fanden Asyl in Deutschland. Heute leben fast 90 000 Menschen mit afghanischer Abstammung in der Bundesrepublik.

Unmittelbar nach dem Sturz der Taliban kamen zur UN-Afghanistan-Konferenz am 27. November 2001 auf dem Petersberg bei Bonn Vertreter der meisten politischen Strömungen Afghanistans zusammen. Mit UN-Mandat wurde die Internationale Schutztruppe ISAF gebildet, die zunächst vor allem in Kabul aktiv war. Ab 2003 verlagerte sich der Schwerpunkt des Bundeswehr von Kabul nach Nordafghanistan. Dort übernahm Deutschland auch die Verantwortung für die Regionalen Wiederaufbauteams in Kundus und Faisabad.

Deutschland hilft gegenwärtig bei der Ausbildung von Polizisten, dem Aufbau eines Justizwesens, fördert das Bildungssystem, baut Straßen und sorgt für eine Verbesserung der Trinkwasserversorgung. Der deutsche Beitrag zum zivilen Wiederaufbau summierte sich für den Zeitraum zwischen 2002 und 2009 auf über 1,3 Milliarden Euro.