Hintergrund: Die Plagiatsvorwürfe gegen Guttenberg
Berlin (dpa) - Vor einer Woche sind die ersten Plagiatsvorwürfe gegen Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) laut geworden. Innerhalb weniger Tage nahm die Kritik massiv zu, der Minister geriet immer stärker unter Druck.
16.2.2011 - Die „Süddeutsche Zeitung“ veröffentlicht einen Bericht, in dem der Bremer Juraprofessor Andreas Fischer-Lescano mehrere Stellen in Guttenbergs Doktorarbeit als „dreistes Plagiat“ und „Täuschung“ bezeichnet. Guttenberg wehrt sich gegen die Kritik, schließt aber einzelne Fehler beim Zitieren nicht aus. „Der Vorwurf, meine Doktorarbeit sei ein Plagiat, ist abstrus“, teilt er in Berlin mit. Die Universität Bayreuth kündigt an, die Vorwürfe zu überprüfen.
17.02.2011 - Die Plagiatsvorwürfe werden immer massiver: Der Minister soll in seiner Doktorarbeit noch mehr Textstellen abgeschrieben haben als bislang bekannt - unter anderem von der Webseite der US-Botschaft und aus einem Aufsatz des ehemaligen Verteidigungsministers Rupert Scholz (CDU). Die Uni Bayreuth fordert Guttenberg auf, binnen zwei Wochen dazu Stellung zu nehmen.
18.2.2011 - Guttenberg kündigt in Berlin an, dass er bis zur Klärung der Vorwürfe durch die Universität Bayreuth vorübergehend auf seinen Doktortitel verzichtet. Er entschuldigt sich, räumt Fehler ein, versichert aber, die Dissertation sei kein Plagiat. Bundeskanzlerin Angela Merkel erklärt, sie habe „volles Vertrauen“ in ihren Verteidigungsminister. Unterdessen werden zwei Strafanzeigen gegen Guttenberg gestellt. Die Vorwürfe: Mögliche Verstöße gegen das Urheberrecht und falsche eidesstattliche Versicherung.
19./20.02.2011 - Die Opposition verdächtigt den Minister, für seine Dissertation den Wissenschaftlichen Dienst des Bundestages missbraucht zu haben. Im Internet haben Hunderte von Plagiatsjägern nach eigenen Angaben auf mehr als 260 Seiten der Doktorarbeit abgeschriebene Textstellen gefunden.
21.2.2011 - Der Minister will trotz der Vorwürfe an seinem Amt festhalten. Er gehe im Sturm nicht von Deck, sagt Guttenberg auf einer CDU-Veranstaltung in Kelkheim bei Frankfurt am Main. Auf seinen Doktortitel will er jetzt aber dauerhaft verzichten. Er bittet die Universität Bayreuth, den Titel zurückzunehmen.
22.2.2011 - Merkel gibt ihrem Verteidigungsminister erneut Rückendeckung. Auch die Unionsfraktion stellt sich hinter Guttenberg.
23.2.2011 - Guttenberg räumt im Bundestag ein, er habe eine „offensichtlich sehr fehlerhafte Doktorarbeit geschrieben“. Fremde Hilfe habe er aber nicht in Anspruch genommen. Minister wolle er bleiben. Die Opposition wirft ihm vor, er habe „getäuscht, betrogen, gelogen“ - und müsse gehen. Die Uni Bayreuth erkennt Guttenberg den Titel ab.