Hintergrund: Europas Dauerkrisenherd Kosovo

Pristina/Belgrad (dpa) - Ähnlich wie im Nahen Osten Israelis und Palästinenser beanspruchen im kleinen Kosovo zwei Völker ein und dasselbe Territorium. Die albanische Mehrheit verweist darauf, dass die Illyrer als ihre Vorfahren angeblich schon vor über 2500 Jahren dort gelebt hatten.

Die rund 100 000 Serben, deren Landsleute im 13. und 14. Jahrhundert hier ein Königreich besaßen, untermauern ihre Ansprüche mit ihren dort gelegenen mittelalterlichen Schlachtfeldern und Klöstern. Im Jahr 1389 unterlagen die Serben in der „Schlacht auf dem Amselfeld“ den Osmanen, die hier bis 1912 herrschten.

Die moderne Geschichte des Kosovos ist eine Geschichte der gegenseitigen Vertreibungen. Etwa 200 000 Albaner flüchteten in die Türkei, als das Kosovo 1913 wieder an Serbien fiel. Im Gegenzug wanderten 50 000 Serben bis 1981 aus. 1998/99 vertrieben die Serben grausam schätzungsweise 800 000 Albaner. Nachdem Nato-Bomben die Vertreibung gestoppt hatten, flohen 200 000 Serben nach Serbien.

Die Lage zwischen beiden Völkern ist auch durch immer neue Gewaltwellen vergiftet. In den 80er Jahren gab es mehrere Aufstände der Albaner gegen die Serben, die gefördert von Belgrad alle wichtigen Positionen im Kosovo besetzt hielten. In den 90er Jahren bauten die Albaner in einem von Gandhi inspirierten Akt zivilen Ungehorsams vom serbischen Staat unabhängige Parallelstrukturen in Wirtschaft, Bildung und Gesundheit auf. Bei den 2004 von Albanern angezettelten Ausschreitungen starben 19 Menschen, zahlreiche historische serbische Kirchen wurden zerstört.

Das Ausland hat in den letzten Jahren deutlich mehr als zehn Milliarden Euro investiert, um die Region zu befrieden. UN, EU, Nato, OSZE und viele einzelne Staaten sind im Kosovo mit einem Heer von Experten vertreten. Seit Anfang 2008 ist das Kosovo unabhängig und wird von über 70 Staaten völkerrechtlich anerkannt. Serbien will seine abgefallene frühere Provinz aber nach wie vor zurückbekommen.