Hintergrund: Fakten zu den Ereignissen in Zürich

Zürich (dpa) - An einem der schwärzesten Tage in der FIFA-Historie haben Festnahmen und Ermittlungen von Justizbehörden aus den USA und der Schweiz den Fußball-Weltverband erschüttert.

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Offiziell verkauft die FIFA das Geschehen als „positives Ereignis“ zur Schaffung juristischer Klarheit. Doch der Imageschaden kurz vor dem Kongress ist fatal. Joseph Blatter will dennoch am Freitag für eine fünfte Amtszeit kandidieren.

Die Vorwürfe:

Gleich zwei juristisch separate Fälle wurden am Mittwoch von den Sicherheitsbehörden verfolgt. Im Auftrag der US-Justiz wurde Anklage gegen 14 Personen erhoben. Sieben FIFA-Funktionäre wurden in einem Hotel in Zürich festgenommen. Sie sollen seit 1991 Bestechungsgelder von 100 Millionen Dollar für die Veräußerung von Vermarktungsrechten für Fußball-Turniere in Süd- und Nordamerika kassiert haben.

Zeitgleich rückte die Schweizer Staatsanwaltschaft in das FIFA-Hauptquartier ein und beschlagnahmte Unterlagen zur skandalträchtigen WM-Vergabe an Russland 2018 und Katar 2022. In diesem Zusammenhang hatte die FIFA im November 2014 Strafanzeige gestellt und Ermittlungen damit bewirkt. Auch hier geht es um den Verdacht der Veruntreuung und Bestechung.

Die Beschuldigten:

Gleich zwei FIFA-Vizepräsidenten, Jeffrey Webb und Eugenio Figueredo, gehören zu den Beschuldigten der US-Justiz. Insgesamt vier bei der FIFA-Präsidentschaftswahl am Freitag stimmberechtigte Funktionäre sind unter Verdacht. Zudem taucht in Jack Warner ein weiterer ehemaliger FIFA-Vize - über andere Korruptionsfälle schon gestolpert - auf der Liste des US-Justizministeriums auf.

Die WM-Ermittlungen der Schweizer Staatsanwaltschaft richtet sich noch nicht gegen bestimmte Personen. Zumindest als Zeugen sollten alle an der WM-Vergabe beteiligten Exekutivkomitee-Mitglieder infrage kommen. Zu diesen gehört auch Franz Beckenbauer.

Die Rolle Blatters:

Joseph Blatter gehört nicht zu den Beschuldigten. Gegen ihn wird nicht ermittelt. Damit gleichen die Fälle allen anderen Skandalen unter der Regentschaft des FIFA-Chefs. Und wieder stellt sich der Schweizer auch als Opfer da. „Die FIFA ist die Geschädigte“, lautete am Mittwoch das offizielle Statement. Unbeirrt will sich Blatter am Freitag zur Wahl stellen und eine fünfte Amtszeit antreten.

Im Aussitzen von Skandalen ist er ein Weltmeister. Dennoch bleibt wieder die Frage, warum der 79-Jährige offensichtlich schwerwiegende kriminelle Vergehen in seiner Organisation nicht registrierte oder - wie in jedem anderen Weltunternehmen - dafür geradesteht.

Die Konsequenzen:

Der Ruf nach einer grundlegenden Erneuerung des Weltverbandes wird wieder laut erschallen. Aber: Der Kongress findet statt. Die Präsidentschaftswahl findet statt. Die FIFA will ihr Programm einfach durchziehen. Sogar die mit Spannung erwartete Verteilung der WM-Startplätze für 2018 und 2022 am Samstag durch das neue Exekutivkomitee soll wie geplant vorgenommen werden, obwohl in Webb und Figueredo zwei Konföderationspräsidenten entweder fehlen werden oder deren Ruf zumindest massiv beschädigt ist. Die Frage ist, ob sich innerhalb des Weltverbandes nun eine Opposition bilden kann, die an Blatters Thron wirklich rütteln kann und vor allem will.