Hintergrund: Flucht über die Mauer
Berlin (dpa) - Hunderte DDR-Bürger haben bei einer Flucht über Mauer und Stacheldraht ihr Leben riskiert. Einige besonders spektakuläre Wege in die Freiheit:
5. Dezember 1961: Mit einer Dampflok und mehreren Waggons durchbrechen 16 Erwachsene und sieben Kinder die noch provisorischen Gleis-Sperranlagen am Ost-Bahnhof Albrechtshof und setzen sich nach Berlin-Spandau ab.
24. Januar 1962: Vom Keller eines Grenzhauses flüchten 28 Menschen durch einen Stollen unter der Oranienstraße in den Westen - eine der ersten von etwa einem Dutzend geglückter Tunnelfluchten.
8. Juni 1962: Ost-Berliner Schiffer kapern auf der Spree ein Fahrgastschiff und überqueren mit insgesamt 14 Personen an Bord im Kugelhagel den Fluss zum West-Berliner Ufer.
17. August 1962: Der 18 Jahre alte Bauarbeiter Peter Fechter wird beim Versuch, die Mauer an der Zimmerstraße zu überwinden, durch Schüsse von Grenzposten schwer verletzt. West-Berliner Polizisten müssen mehr als eine Stunde lang ohnmächtig zusehen, wie er - noch auf Ost-Berliner Gebiet - verblutet.
26. Dezember 1962: Maschinengewehrsalven können einen gepanzerten Bus nicht stoppen, der am 2. Weihnachtstag mit zwei Familien durch den Kontrollpunkt Drewitz/Dreilinden rast.
17. April 1963: Ein 19 Jahre alter Autoschlosser, der als ziviler Kraftfahrer bei der DDR-Volksarmee arbeitet, durchbricht mit einem gestohlenen Schützenpanzerwagen die Mauer. Dabei wird er durch Schüsse von Grenzsoldaten verletzt.
5. Oktober 1964: Insgesamt 57 Männer, Frauen und Kinder kriechen durch einen etwa 150 Meter langen Tunnel zwischen der Strelitzer Straße und der Bernauer Straße in Berlin-Wedding. Dann wird der Fluchtweg entdeckt, ein Grenzsoldat wird erschossen. Zu den Fluchthelfern gehört der spätere Astronaut Reinhard Furrer.
29. Juli 1965: Vom Dach des Hauses der Ministerien schwebt eine Familie aus Leipzig mit einer selbst gebauten Seilbahn über die Mauer in den Bezirk Kreuzberg. Dort hatten Helfer das Tau verankert. Sowjetische Militärbeobachter sehen zu: Sie glauben an eine Aktion der DDR-Staatssicherheit zur Einschleusung von Agenten in den Westen.
29. August 1986: Ein Ost-Berliner Kraftfahrer durchbricht mit einem kiesbeladenen 20-Tonnen-Lastwagen die Sperren am Checkpoint Charlie. Mit im Auto: Seine Freundin und deren Kind.
8. März 1989: Der letzte, der bei einer Flucht über die Grenze ums Leben kommt, ist der 32-jährige Ost-Berliner Winfried Freudenberg. Mit einem selbst gebauten Gasballon überwindet er zwar die Mauer, stürzt aber über West-Berlin in den Tod.
26. Mai 1989: Vor dem Reichstagsgebäude im Westen landen zwei Leichtflugzeuge mit einem 34 Jahre alten Flüchtling und seinen Helfern. Zwei Männer hatten ihren Bruder aus Ost-Berlin geholt.