Hintergrund: Militärschläge und ihre Namen
Berlin (dpa) - „Odyssey Dawn“ („Odyssee Morgendämmerung“) nennen die Amerikaner die internationale Militäroperation, mit der die Flugverbotszone in Libyen durchgesetzt werden soll. Warum ausgerechnet die abenteuerlichen Irrfahrten des Odysseus als Namensgeber herhalten müssen, darüber wird gerätselt.
Andere Alliierte verwenden andere Namen. Die Franzosen sprechen beispielsweise vom „Harmattan“ (Heisser, trockener Wüstenwind).
Militärschläge bekommen häufig Namen, die bestimmte Assoziationen wecken. Manche sehen in ihnen ein Symbol für die Motive der Befehlshaber, andere kritisieren sie als beschönigend.
„OPERATION ENDURING FREEDOM“ („Operation dauerhafte Freiheit“) Nach den Terror-Anschlägen vom 11. September 2001 starteten die USA mit internationaler Unterstützung die Militäraktion „Operation Enduring Freedom“ (OEF). Eigentlich sollte sie den Namen „Infinite Justice“ („Grenzenlose Gerechtigkeit“) tragen. Doch islamische Gelehrte empörten sich - Gerechtigkeit siedelten sie bei Allah und nicht im Pentagon an. Der Name wurde geändert. Schwerpunkt des US-geführten Einsatzes ist Afghanistan.
„OPERATION IRAQI FREEDOM“ („Operation irakische Freiheit“) Am 20. März 2003 griffen die USA und Großbritannien ohne UN-Mandat den Irak an. Nach dreiwöchigem Krieg war das Regime von Präsident Saddam Hussein gestürzt. Am 1. Mai erklärte der damalige US-Präsident George Bush die „größeren Kampfhandlungen“ für beendet. Als Grund für den dritten Golfkrieg wurde die Bedrohung durch irakische Massenvernichtungswaffen genannt. Auf alliierter Seite gab es 171 tote Soldaten. Auf irakischer Seite blieb die von Kritikern befürchtete große „humanitäre Katastrophe“ aus.
„ESSENTIAL HARVEST“ („Bedeutende Ernte“) Im Rahmen der Operation „Essential Harvest“ sammelte die Nato freiwillig abgegebene Waffen der albanischen Rebellen in Mazedonien ein. Damit sollte eine friedliche Entwicklung in dem Balkanstaat unterstützt werden. Die einmonatige Operation startete am 27. August 2001. Der frühere Präsident Mazedoniens, Boris Trajkovski, hatte die Allianz um Unterstützung gebeten. Sie umfasste neben der Entwaffnung von Extremisten auch die Vernichtung von Waffen und Munition.
„DELIBERATE FORCE“ („Kalkulierte Gewalt“) Am 30. August 1995 begann die Nato den ersten Kampfeinsatz ihrer Geschichte. Zweieinhalb Wochen bombadierten Flugzeuge militärische Stellungen der Serben in Bosnien. Vier Monate später unterzeichneten Bosnien, Kroatien und Serbien ein Friedensabkommen, das den Krieg in Bosnien-Herzegowina beendete.
„OPERATION DESERT STORM“ („Operation Wüstensturm“) Die US-geführte „Operation Wüstensturm“ zur Befreiung des Öl-Emirats Kuwait von irakischer Besatzung begann am 17. Januar 1991. Nach Ablauf eines UN-Ultimatums griff eine multinationale Truppe den Irak an. Den Befehl hatte George Bush senior erteilt. In sechs Wochen wurden die Invasoren vertrieben, die den Nachbarn Anfang August 1990 im Streit um Ölfelder überfallen und annektiert hatten. Der irakische Diktator Saddam Hussein blieb aber damals an der Macht, weil die Alliierten ihren Vorstoß vor Bagdad stoppten. Der Einsatz kostete zehntausende Iraker das Leben. 343 alliierte Soldaten wurden getötet.