Hintergrund: NSU-Prozess in München

München (dpa) - Auch drei Jahre nach dem Auffliegen des NSU-Trios ist nicht absehbar, wann die Taten der rechtsextremen Terroristen juristisch aufgearbeitet sein werden. Dabei ist der NSU-Prozess in München schon jetzt eines der größten und teuersten Verfahren in der deutschen Rechtsgeschichte.

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Nach Schätzungen aus dem Oberlandesgericht München fallen pro Tag rund 150 000 Euro an. Damit hätte der Prozess nach mehr als 210 Verhandlungstagen schon jetzt über 30 Millionen Euro gekostet.

Unter Verteidigern und Nebenklägern kursieren Wetten, dass der Prozess mindestens bis Mitte 2016 dauern wird.

Außerdem ermitteln die Strafverfolgungsbehörden parallel zum Prozess, ob es weitere Helfer oder Taten gegeben haben könnte. Die Bundesanwaltschaft führt gegen neun weitere Beschuldigte Ermittlungsverfahren. Ob sie angeklagt werden, ist noch offen.

Am weitesten fortgeschritten ist das Münchner Gericht bei der Aufarbeitung der zehn Morde des „Nationalsozialistischen Untergrunds“ (NSU). Bei zwei Morden gibt es gleichwohl noch Ungereimtheiten. So ist bis heute rätselhaft, warum ein Beamter des hessischen Verfassungsschutzes unmittelbar in der Nähe war, als der Betreiber eines Internetcafés in Kassel erschossen wurde. Im Fall der Polizistin Michèle Kiesewetter in Heilbronn sorgen Verbindungen von Kollegen und aus dem Familienumfeld in die rechtsextreme Szene für Zweifel an der offiziellen Version, sie sei nur ein Zufallsopfer.

Die Beweisaufnahme für die anderen Taten steht noch fast vollständig aus. Kaum beschäftigt hat sich das Gericht bisher auch mit den zahlreichen Banküberfällen, die dem Trio zur Last gelegt werden. Prozessbeteiligte schätzen, dass bisher noch nicht einmal die Hälfte aller Zeugen und Sachverständigen gehört wurden.