Hintergrund: Organspende in anderen Ländern Sache des Staates

Berlin (dpa) - Ein Alkoholiker hat in Großbritannien schlechtere Chancen auf eine Spenderleber. Während die Transplantation in Italien gratis ist, müssen kranke US-Bürger erheblich zuzahlen. Ein Überblick über die nationalen Regeln für Organspende:

In FRANKREICH werden Organspenden und Wartelisten von einer staatlichen Behörde zentral verwaltet. Damit soll sichergestellt werden, dass die Organvergabe nach rechtlich und medizinisch einwandfreien Kriterien verläuft. Zu letzteren gehören das Alter des Organempfängers, die bisherige Wartezeit sowie die Erfolgsaussichten und die Dringlichkeit der Transplantation. Um die Zahl der Spenderorgane zu erhöhen, gilt eine Widerspruchsregelung: Wer nicht Spender werden möchte, muss zu Lebzeiten ausdrücklich widersprechen. Angehörige werden dennoch konsultiert und können Einspruch erheben.

Auch in GROSSBRITANNIEN wird die Organvergabe staatlich gelenkt. Beim Gesundheitssystem NHS melden sich sowohl Organspender als auch Menschen, die ein Organ brauchen. In einem mehrstufigen Prozess entscheidet ein Team von Medizinern, ob ein Patient auf die Warteliste für ein Organ kommt. Neben zahlreichen Untersuchungen gehört dazu auch der Nachweis, dass schädliches Verhalten unterlassen wird - etwa Alkoholkonsum bei Leberschäden.

In ITALIEN erfolgt die Organvergabe auf der Grundlage „objektiver und transparenter Kriterien“, hält der nationale italienische Verband für Organspenden in Rom (Aido) fest. Bei der Auswahl der Empfänger seien klinische und immunologische Verträglichkeit wichtig, die eine möglichst erfolgreiche Transplantation von Organen begünstigten. Verboten sei es, menschliche Organe zu kaufen oder zu verkaufen - das Spenden sei ein Akt der Solidarität. Die Identität des Spenders wie auch des Empfängers bleiben anonym, heißt es bei Aido. Dabei sei die Transplantation für den Empfänger in einer der darauf spezialisierten Kliniken gratis.

In den VEREINIGTEN STAATEN werden täglich rund 80 Verpflanzungen vorgenommen. In der gleichen Zeit sterben 19 Menschen auf der Warteliste. Wer ein Organ erhält, wird von der landesweiten Vergabeorganisation OPTN entschieden. Sie richtet sich nach dem Wohnort von Spender und Empfänger sowie Erfolgsaussichten, Dringlichkeit und Wartezeit. Das meisttransplantierte Organ in den USA ist die Niere, für die derzeit eine Wartezeit von mehr als drei Jahren (1219 Tagen) gilt, gefolgt von der Leber (361 Tage Warten) und Bauchspeicheldrüse (260 Tage). Die Verpflanzung eines Herzens kostete 2008 schon 1,2 Millionen Dollar, die einer Niere 259 000. Die Krankenkassen übernehmen höchstens einen Teil der Kosten.