Hintergrund: „Pariser Modell“ - Rettung mit Banken-Hilfe

Paris (dpa) - In der Debatte um eine „freiwillige“ Beteiligung der privaten Banken am zweiten Rettungspaket für Athen ist das sogenannte „Pariser Modell“ in den Fokus gerückt.

Auf Drängen von Staatspräsident Nicolas Sarkozy hat die in Griechenland besonders stark engagierte französische Finanzbranche folgenden Vorschlag erarbeitet: Beim Auslaufen einer Staatsanleihe würden die Geldhäuser den größten Teil wieder in griechische Staatspapiere anlegen. Diese hätten dann wesentliche längere Laufzeiten, sind andererseits aber besser gegen einen Zahlungsausfall gesichert, hieß es in französischen Regierungskreisen.

Ein Beispiel: Wenn die Griechen zwischen 2011 und 2014 Anleihen bedienen und 100 Euro Schulden zurückzahlen, sollen die Banken und Versicherungen demnach 70 Euro wieder zurückinvestieren. Von diesen 70 Euro soll Griechenland 50 Euro über einen Zeitraum von 30 Jahren ausgeliehen bekommen. 20 Euro würden in sogenannte Nullkuponanleihen hoher Bonität (AAA) fließen, für die keine laufenden Zinsen gezahlt werden. Sie könnten von der Europäischen Investitionsbank oder vom europäischen Stabilitätsfonds abgesichert werden.

Die neuen Anleihen könnten nach französischen Medienberichten einen Zinsertrag von 5,5 Prozent bringen - unter Berücksichtigung einer Prämie, dessen Höhe von der Konjunkturentwicklung in Griechenland abhängig ist. Für das neue System müsste nach Vorstellung der Branche eine Zweckgesellschaft (SPV) gegründet werden. Dadurch müssten die beteiligten Banken und Versicherungen die Papiere nicht mehr in ihren Bilanzen führen. Sie würden stattdessen Aktionäre der Zweckgesellschaft. Kritiker bemängeln, dass sich die Geldinstitute bei der „Pariser Lösung“ weitgehend von Risiken befreien.

Andererseits würde das „Pariser Modell“ die Möglichkeit eröffnen, Griechenland wesentlich zu entlasten und könnte die weitere Herabstufung Athens auf den Pleite-Status (Zahlungsausfall oder englisch „default“) durch die Ratingagenturen verhindern. Eine komplett freiwillige Einbindung der Privatgläubiger ist wichtig, damit Ratingagenturen diese Maßnahme nicht als Zahlungsausfall bewerten. Dies würde die Schuldenkrise in der Euro-Zone dramatisch verschärfen und könnte unkalkulierbare Folgen haben.