Athen wirft den Geldgebern vor, die Renten in Griechenland kürzen zu wollen - eine Darstellung, die Brüssel zurückweist. Zum Stand der Dinge:
- Auch heute noch können in Griechenland Mütter, die vom Staat beschäftigt werden, 50 Jahre alt sind und ein noch nicht volljähriges Kind haben, nach 25 Jahren in die Rente gehen.
- Es gibt 13 verschiedene Rentenkassen. Für jede von ihnen gelten andere Möglichkeiten „und Lücken“ der Verrentung, sagt der Athener Rentenspezialist und Rechtsanwalt Gorgios Stamatopoulos.
- Nach tiefen Einschnitten haben die Rentner in Griechenland seit 2009 mehr als 30 Prozent ihrer Renten verloren. Heute beträgt die Durchschnittsrente nach Angaben des Sozialministeriums 664,69 Euro.
- 89,4 Prozent der Rentner sind über 61 Jahre alt. 44,8 Prozent der Rentner erhalten Renten, die unter der Armutsgrenze liegen.
- Griechenland will das System stufenweise reformieren. Wer sich nach 1993 versichert hat, wird erst mit 67 Jahren in Rente gehen können.
- Allgemein gilt bereits heute, dass nur diejenigen einen Rentenanspruch haben, die 62 Jahre alt sind, mindestens 40 Jahre lang gearbeitet haben und Beiträge gezahlt haben.
- Die Rentenkassen sind in einem erbärmlichen Zustand. Nach dem Schuldenschnitt im privaten Bereich haben sie Schätzungen zufolge 13 Milliarden Euro ihrer Geldeinlagen verloren, weil sie griechische Staatsanleihen gekauft hatten.
- Das System droht zusammenzubrechen. Auf einen Rentner sollen derzeit nur zwei Arbeitende kommen, bei einigen Kassen soll dieses Verhältnis bereits bei 1:1 liegen. Da die Löhne dramatisch gefallen sind und die Schwarzarbeit enorm zugenommen hat, sind die Einnahmen der Rentenkassen eingebrochen.
- Die EU-Kommission als eines des Mitglieder der Geldgebergruppe wehrt sich gegen den in Athen verbreiteten Eindruck, es solle weitere Rentenkürzungen geben: „Es ist eine große Fehldarstellung zu sagen, dass die (Geldgeber-)Institutionen sich dafür aussprechen oder dafür aussprachen, individuelle Renten zu kürzen.“
- Das griechische Rentensystem sei eines der teuersten in Europa und müsse reformiert werden.
- Die Geldgeber stellen sich ein Auslaufen von Frühverrentungen und eine Anhebung des Rentenalters vor.
- Die Einsparungen sollen etwa ein Prozent der griechischen Wirtschaftsleistung pro Jahr bringen. Griechenland bot 71 Millionen Euro für 2016 an, was einer Einsparung von nur 0,04 Prozent entspricht.