Hintergrund: Stärken und Schwächen von Angela Merkel

Köln (dpa) - „Alternativlos“ ist eines der Lieblingswörter, wenn Kanzlerin Angela Merkel andere von ihrer Politik überzeugen möchte. Alternativlos ist derzeit für die CDU auch Merkels achte Wahl zur Parteichefin.

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Die Christdemokraten können sich momentan nicht vorstellen, wer außer der Physikerin aus der DDR die Partei führen sollte. Merkel hat die CDU weit in die Mitte der Gesellschaft gerückt und damit Wahlen gewonnen, auch wenn sie so auf der konservativen Seite eine Flanke aufgemacht hat - in die etwa die AfD stoßen will. Nachfolgend Stärken und Schwächen der 60-Jährigen:

- AUSDAUER: Merkel schreibt sich selbst „kamelartige Fähigkeiten“ zu: Reserven anlegen, dosiert einsetzen. Krank ist sie selten - wenn doch, erfährt man es in der Regel nicht. Anders am Montag. Da war ihr so unwohl, dass sie eine Interview-Aufzeichnung unterbrach. Bei der Kanzlerin stellt sich gleich die Frage: Unterzuckert oder überlastet? Steckt mehr dahinter? Kann jemand über Jahre regieren ohne, dass das Spuren hinterlässt? Noch am Abend präsentierte sie sich wieder munter. Wer nicht zäh ist, kann Kanzleramt und Parteivorsitz nicht machen.

- GEDULD: Merkel kann zuhören - und abwarten. Selten reagiert sie im Affekt. So dauerte es lang, bis sie Russlands Präsident Wladimir Putin offen attackierte.

- IDEOLOGIEFREI: Merkel zeigt sich erst einmal für alles offen und denkt nicht in den Grenzen der Unionspolitik.

- UNEITEL: Anhänger wie Gegner schätzen Merkels Bodenhaftung, ihre unaufgeregte Art. Keine Skandale, keine Eskapaden, keine Diva. Oder wie Wolfgang Schäuble sagt: „Die ist nicht so Hurra-mäßig wie bei Napoleon - aber erfolgreicher.“

- KEIN REDETALENT: Merkel kann ein Publikum nicht mitreißen. Öffentlich formuliert sie selten scharf und pointiert.

- ERKLÄRUNGSDEFIZIT: Viele Menschen sagen auch, sie wüssten nicht, was Merkels Botschaft sei. Sie erkläre ihre Politik nicht.

- KEINE VISION: Kritiker beklagen, dass Merkel keine eigenen Ziele entwerfe, sondern Ideen anderer sammele und dann die Mehrheitsmeinung suche, um nicht zu unterliegen.

- KEINE NACHWUCHSFÖRDERUNG: Dass Merkel so unangefochten in der CDU ist, liegt auch daran, dass sie Konkurrenten kalt gestellt hat und keine Talente gezielt fördert.

- NACHTRAGEND: Merkel vergisst nichts. Wer bei ihr einmal in Ungnade fällt, ist abgemeldet. Bei nächst passender Gelegenheit zieht sie Konsequenzen. Vor allem viele Männer sehen darin wieder eine Stärke. „Sie kann Rache kalt genießen“, sagt einer aus der Opposition.