Hintergrund: Wer hat bei den Kosovo-Serben das Sagen?
Pristina/Belgrad (dpa) - Die Entscheidungswege und die Entscheidungsträger bei der serbischen Minderheit im Kosovo sind undurchsichtig, auch wenn sie nur 100 000 Menschen zählt.
Slobodan Petrovic von der SLS-Partei ist einer von drei serbischen Ministern in der albanisch dominierten Kosovo-Regierung und sogar Vizepremier. Für echte Kompromisse mit der albanischen Mehrheit setzt sich die Medizinerin Rada Trajkovic ein. Die 58-jährige Leiterin des Krankenzentrums in der serbischen Enklave Gracanica vor den Toren Pristinas hat einen langen Weg von einer glühenden Nationalistin zur moderaten Politikerin hinter sich.
Solche Serbenführer sind in den Augen der Hardliner Wendehälse. Der bekannteste serbische Nationalist ist Marko Jaksic. Der 60-jährige Krankenhauschef aus Mitrovica steht auch jetzt als Erster auf den Barrikaden und hetzt seine Landsleute mit nationalistischen Parolen auf. Für ihn sind die Unterhändler der serbischen Regierung in Belgrad „Handlanger und Wegbereiter der Albaner“.
Die wichtigsten Belgrader Spieler auf dem Kosovo-Feld sind Goran Bogdanovic (Kosovo-Minister in der serbischen Regierung), sein Staatssekretär Oliver Ivanovic (hart in der Sache, umgänglich im Ton) sowie der serbische Unterhändler bei den von der EU vermittelten Gesprächen zwischen Belgrad und Pristina, Borko Stefanovic. Alle drei sind jedoch abhängig vom Serbiens Präsident Boris Tadic, der mit Innenminister Ivica Dacic den Kurs bestimmt.
Dreh- und Angelpunkt bei den Kosovo-Serben sind jedoch der serbische zivile Geheimdienst (BIA) und seine beiden militärischen Ableger VOA und VBA. Sie machen gemeinsame Sache mit der Schmuggelmafia, die mit Öl, Waffen und Prostitution Riesensummen verdient, und entziehen sich der politischen Kontrolle. Die Dienste werden immer wieder auch verdächtigt, Krawallmacher anzuführen - wie auch jetzt bei der Verwüstung des Grenzpostens Jarinje.