Porträt: Erhard Bühler - ein politischer General
Pristina/Belgrad (dpa) - Der Oberbefehlshaber der internationalen KFOR-Schutztruppe im Kosovo, der deutsche General Erhard Bühler, hat, was vielen Politikern abhandengekommen ist: Er kennt sich bestens aus, hat viel Kontakt zur Bevölkerung, kann zuhören, ist pragmatisch und in der Sache äußerst engagiert.
Probleme schiebt er nicht weg, sondern geht sie an. Daher kann sich der 55-Jährige vorstellen, länger als das übliche eine Jahr im Kosovo Dienst zu tun. Vernünftig wäre das wohl: Die Probleme in der ehemaligen serbischen Provinz, zwischen albanisch-stämmiger Mehrheit und serbischer Minderheit, sind so vielschichtig, dass sie in einer so kurzen Amtszeit kaum einer Lösung näher gebracht werden können.
Mit seiner umgänglichen, informierten und kompromissbereiten Art schaffte Bühler vor kurzem etwas, was viele als „historisch“ bezeichneten. Der gelernte Maschinenbauingenieur brachte die geistigen Führer der albanischen Muslime, der serbischen Orthodoxen und der Katholiken an einen Tisch. Und das Beste: Man will sich wieder treffen.
In der jüngsten Gewaltwelle fällt dem verheirateten Vater eines Sohnes die Vermittlung zwischen den Regierungen in Pristina und Belgrad zu. Obwohl er sich bei der komplizierten Gemengelage eigentlich nur zwischen alle Stühle setzen kann, gilt er beiden Seiten als Verhandlungspartner mit Handschlagqualität.
Für Bühler dürfte klar sein, dass die Uneinigkeit des Auslandes eines der Hindernisse für eine stabile Lösung im Kosovo darstellt. Natürlich würde er so etwas niemals aussprechen. Er ist Militär und kein Politiker. Und in gut einem Monat ist seine Zeit als KFOR-Kommandeur eigentlich vorbei.
Was die politische Erfahrung des gebürtigen Bayern betrifft: Sie stammt wohl aus seiner Zeit im Verteidigungsministerium, wo er Adjutant der SPD-Minister Rudolf Scharping und Peter Struck war. Später leitete er den Einsatzführungsstab.