Hintergrund: Wie geht es den Krisenländern der Eurozone?
Berlin (dpa) - Kritiker der EZB befürchten, die Billionen-Geldflut der europäischen Notenbank könnte den Reformeifer wachstumsschwacher Euroländer besonders des Mittelmeerraums bremsen. Die wirtschaftliche Lage der einzelnen Euroländer zum Jahresbeginn 2015:
GRIECHENLAND: Das Euro-Krisenland schien zum Jahreswechsel das Schlimmste überstanden zu haben. Bis zur Ankündigung der vorgezogenen Parlamentswahlen waren die Aussichten positiv. Erstmals nach vielen Rezessionsjahren wuchs die Wirtschaft 2014 nach vorläufigen Zahlen um 0,7 Prozent, für 2015 wurden 1,5 Prozent Plus erwartet. Am Arbeitsmarkt sieht es aber weiter katastrophal aus: Die Arbeitslosenquote von gut 25,5 Prozent ist mit die höchste aller Euroländer, fast jeder zweite Jugendliche ist ohne Job. Die Geldgeber Griechenlands dringen auf weitere Reformen - und kontrollieren deren Fortschritt. Die meisten Griechen sehen dies als Bevormundung an und wollen weg von den Sparzwängen. Deshalb hat die Linkspartei unter Parteichef Alexis Tsipras einen großen Zulauf.
ITALIEN: Das Euroland steckt seit drei Jahren in einer Rezession. Die Arbeitslosigkeit liegt auf einem Rekordhoch von 13,4 Prozent. Unter den Jugendlichen sind es mehr als 43 Prozent. Premierminister Matteo Renzi ist vor einem Jahr mit dem Versprechen „jeden Monat eine Reform“ angetreten, doch das Vorhaben ist ein zäher Prozess. Eine zentrale Reform des Arbeitsmarkts ist Ende 2014 verabschiedet worden. Damit soll unter anderem der strenge italienische Kündigungsschutz aufgeweicht werden. Italien wehrt sich gegen strikte Sparvorgaben der EU und argumentiert, für Wirtschaftswachstum seien Investitionen nötig. Wie Griechenland hat das Land einen riesigen Schuldenberg angehäuft.
FRANKREICH: Seit Monaten liegt die Arbeitslosigkeit auf Rekordniveau. Zuletzt waren 3,48 Millionen Menschen ohne Job. Besonders betroffen sind davon Jugendliche. Nach Zahlen des Statistikamtes Insee ist etwa jeder vierte Jugendliche im Alter bis zu 25 Jahren auf der Suche nach Arbeit. Beim Wachstum erwarten die Statistiker für 2015 ein leichtes Plus in Höhe von 0,7 Prozent. Die Regierung von Präsident François Hollande hat teils langfristige Reformen auf den Weg gebracht, deren Erfolg sich im Lauf der Jahre einstellen soll. Bis 2017 will die Regierung 50 Milliarden Euro im Haushalt einsparen. Weiteren Kürzungen steht Paris skeptisch gegenüber. Begründet wird das mit der Sorge um die Konjunkturschwäche in Europa. Deswegen setzt Frankreich unter anderem auch auf das geplante Investitionsprogramm der EU und wünscht sich mehr Anstrengungen von deutscher Seite.
SPANIEN: Die Regierung von Ministerpräsident Mariano Rajoy plant für dieses Jahr keine drastischen Einsparungen - auch mit Blick auf Regional- und Kommunalwahlen im Mai sowie Parlamentswahlen im Herbst. Zum andern hofft seine konservative Regierung, dass das Land dank der Einsparungen und Reformen aus den Jahren 2012 und 2013 über den Berg ist. 2014 erzielte Spanien ein Wachstum von 1,4 Prozent, für 2015 geht die Regierung von mehr als 2,0 Prozent aus. Die Arbeitslosigkeit ging 2014 erstmals seit Beginn der Krise wieder zurück, ist mit einer Quote von 23,7 Prozent aber noch höher als in allen anderen Staaten Westeuropas. Ähnliches gilt für die Jugendarbeitslosigkeit mit einer Quote von 51,8 Prozent.
PORTUGAL: Auch nach dem Verlassen des EU-Rettungsschirmes will die Regierung weiter sparen. Die Sanierung müsse unbedingt fortgesetzt werden, sagt Finanzministerin Maria Luis Albuquerque. Trotz der Sparpolitik ist das ärmste Land Westeuropas 2014 erstmals nach drei Rezessionsjahren in Folge wieder leicht gewachsen (etwa 0,8 Prozent). Für das laufende Jahr rechnet die Regierung in Lissabon mit einem Anstieg von mindestens 1,5 Prozent. Die Arbeitslosenquote fiel vom Rekordniveau von über 17 Prozent auf zuletzt rund 14 Prozent - den niedrigsten Wert seit November 2011.