Hooligans vor Grenze festgesetzt
Trier/Berlin/Paris (dpa) - Zwölf Hooligans hat die Bundespolizei im Saarland vor dem EM-Spiel Deutschland-Polen an der Reise nach Frankreich gehindert. „Die waren gewaltbereit“, sagte der Sprecher der Bundespolizeiinspektion Bexbach, Jürgen Glaub.
In Saint-Denis feierten die Fans vor der Partie am Abend friedlich. Auch nach dem „Battle of Britain“ zwischen England und Wales in Lens gab es ein ausgelassenes Fußballfest und keine Gewalt.
Drei russische Hooligans wurden - fünf Tage nach den schweren Ausschreitungen in Marseille - zu Haft verurteilt. Im Schnellverfahren verhängte das Gericht die Gefängnisstrafen von 12, 18 und 24 Monaten wegen Beteiligung an den Übergriffen rund um das Spiel England-Russland am vergangenen Samstag, wie die französische Agentur AFP berichtete. Die entscheidenden Hinweise für die Verfahren kamen aus Russland. Damit sei eine Festnahme möglich gewesen, sagte Staatsanwalt Brice Robin.
Unter den zwölf im Saarland festgesetzten Hooligans sind den Behörden zufolge neun Deutsche, deren Namen sich in der Gewalttäterdatei Sport finden. Sie dürften die Bundesrepublik in der nächsten Zeit nicht verlassen. Zudem seien drei Polen erwischt worden, bei denen die Beamten Gegenstände sicherstellten, die unter das Waffengesetz fallen. Sie wurden angezeigt. Vier der neun Deutschen waren bereits am Mittwoch festgesetzt worden. Zwei von ihnen kamen aus Dresden, zwei aus dem Raum Kaiserslautern.
Die Partie zwischen Deutschland und Polen im Stade de France von Saint-Denis war als Risikospiel angesetzt worden. Doch die gefürchteten Ausschreitungen blieben zunächst aus. Am frühen Abend zogen immer größer werdende Gruppen deutscher und polnischer Fans in Richtung Stadion. Die Gesänge waren laut, aber die Stimmung friedlich. Am Straßenrand wurde gefachsimpelt, im Imbiss schnell noch was gegessen. Die Stände und Bars im Bereich um das Stadion, die Alkohol verkaufen dürfen, waren umlagert.
Auch nach dem „Battle of Britain“ zwischen England gegen Wales (1:0) im nordfranzösischen Lens stand das feucht-fröhliche Feiern im Vordergrund. „Bis jetzt gibt es keine Gewalt, keinen Schwerverletzten“, sagte die Präfektin des Départements Pas-de-Calais, Fabienne Buccio. „Es ist eine Party geblieben.“
Es habe 14 Festnahmen gegeben, acht davon wegen Trunkenheit. Nur drei Festgenommene kamen demnach in Polizeigewahrsam und müssen mit einem juristischen Nachspiel rechnen. Das Spiel stand unter schweren Sicherheitsvorkehrungen - auch, weil am Vorabend im nahegelegenen Lille Russland gegen die Slowakei angetreten war und sich deshalb auch viele russische Fans in der Region aufhielten.
Am Mittwoch waren rund um die Partie Russland gegen Slowakei insgesamt 36 Fans festgenommen und 50 Personen leicht verletzt worden, wie die Behörden mitteilten. Die UEFA verzichtete aber auf weitere Maßnahmen gegen die vom EM-Ausschluss bedrohten Russen, auch weil die Konflikte außerhalb des Stadions waren.
Seit Beginn der Europameisterschaft hat die französische Polizei 323 Menschen vorläufig festgenommen. Dabei ging es insbesondere um Gewalttaten, Diebstahl oder Sachbeschädigung, wie das Innenministerium in Paris mitteilte.
Der französische Botschafter in Deutschland verteidigte den EM-Gastgeber gegen kritische Töne zu Polizeieinsätzen gegen Hooligans und angeblich mangelnder Kooperation. „Ich verstehe diese Kritik nicht. Es besteht eine operative Zusammenarbeit mit dem Ausland“, sagte Philippe Etienne der Deutschen Presse-Agentur.
In der Grenzregion zu Luxemburg wurden im Gegensatz zum vergangenen Sonntag keine Verdächtigen aus dem Verkehr gezogen. „Wir haben nur friedliche Fans festgestellt“, sagte Stephan Frücht von der Bundespolizeiinspektion Trier. Auch die Bundespolizeiinspektion Kaiserslautern setzte niemanden fest. Vor dem ersten EM-Spiel der deutschen Fußball-Nationalelf am Sonntag hatte die Bundespolizei in der Grenzregion zu Luxemburg 21 Hooligans gestoppt.