Jordanien kündigt nach IS-Mord „gnadenlosen Krieg“ an
Amman/Kairo (dpa) - Jordaniens König Abdullah II. hat nach der Ermordung eines Piloten seiner Luftwaffen durch die IS-Terrormiliz einen „gnadenlosen Krieg“ gegen die Extremisten angekündigt.
„Diese Terrororganisation bekämpft nicht nur uns, sondern den gesamten wirklichen Islam und seine Werte“, zitierte die Staatsagentur Petra den Monarchen am Mittwoch. Der Haschemitenherrscher reagierte auf die Veröffentlichung eines Videos der Terrormiliz am Vortag, in dem der Kampfpilot Muas al-Kasasba bei lebendigem Leib verbrannt wird. In dem Nachbarland Syriens wurden nach den grausigen Bildern vom Flammentod des 26-jährigen Piloten zornige Rufe nach Rache an den Tätern laut.
„Wir kämpfen diesen Krieg, um unseren Glauben, unsere Werte und unsere menschlichen Prinzipien zu schützen. Und unser Krieg wird gnadenlos sein, wir werden diese Clique von Kriminellen suchen und in ihren eigenen Häusern angreifen“, sagte der König. „Das Blut des Märtyrerhelden Muas al-Kasasba wird nicht umsonst gewesen sein, und die Antwort von Jordanien und seiner Armee auf den kriminellen und feigen Akt gegen unseren Sohn wird hart sein“, warnte der König.
Nur Stunden nach der Veröffentlichung des Videos wurden aus Rache für den Tod des Piloten am Mittwochmorgen schon zwei zum Tode verurteilte Terroristen hinrichten. Die irakischen Todeskandidaten Sadschida al-Rischawi und Siad al-Karbuli seien im Morgengrauen gehängt worden, meldete Petra. In Jordanien zogen laut Medienberichten Menschen auf die Straße und feierten den Piloten als Helden. Der Vater des getöteten Soldaten verlangte weitere Vergeltung.
Auch in anderen arabischen Ländern wurde die Tat als „Barbarei“ gegeißelt, die nur mit Blut zu sühnen sei. Die in der islamischen Welt hoch geachtete Azhar-Universität in Kairo bezeichnete den IS als „teuflische“ Organisation, die einen Krieg gegen Gott führe. Man müsse die Terroristen auf gleiche Weise bestrafen - Kreuzigungen und Verstümmelungen inbegriffen, sagte Großmufti Scheich Ahmed al-Tajib.
Der 26-Jährige wird in Jordanien als „Märtyrer“ verehrt. Das Staatsfernsehen blendete den ganzen Tag ein Foto des Piloten ein. Muslime beteten für ihn in Moscheen, die christlichen Kirchen ließen die Glocken läuten. Die Regierung ordnete eine Staatstrauer an.
Der Vater des toten Piloten rief seine Regierung zu „scharfer Rache“ an der Terrormiliz auf. Der IS sei eine „Verbrecherorganisation“ und weit vom Islam entfernt, sagte Safi al-Kasasba im Fernsehen. Die Jordanier erwarteten von der internationalen Koalition verstärkte Luftschläge, um den IS zu zerstören.
Bundespräsident Joachim warnte nach den Hinrichtungen vor einem Rückfall in vordemokratische Zeiten. Das Prinzip Auge-um-Auge könne weder rechtlich noch moralisch die richtige Reaktion auf die Verbrennung der Geisel sein, sagte Gauck in Tansania. Israels rechtsgerichteter Außenminister Avigdor Lieberman hingegen lobte die Hinrichtung der Terroristen: „Terror kann nicht mit Worten und Erklärungen bekämpft werden, sondern nur mit harten Maßnahmen“.
US-Präsident Obama betonte, die Ermordung des Piloten werde die Bemühungen des Anti-IS-Bündnisses nur verdoppeln. In Syrien fliegen die USA und arabische Verbündete Angriffe, im Irak sind Nato-Länder beteiligt. Der jordanische Pilot war am 24. Dezember über Al-Rakka im Norden Syriens abgestürzt, vom IS gefangen genommen und nach Informationen des jordanischen Fernsehens schon am 3. Januar armordet worden.
Die in Jordanien hingerichtete Al-Rischawi war 2005 mit einem Selbstmordattentat auf eine Hochzeitsfeier gescheitert und später zum Tode verurteilt worden. Der IS hatte von Jordanien gefordert, sie gegen Al-Kasasba und die japanische Geisel Kenji Goto freizulassen. Jordanien forderte jedoch ein Lebenszeichen des da vermutlich schon toten Piloten. Daraufhin veröffentlichten die Dschihadisten ein Video, in dem die Enthauptung Gotos gezeigt wurde. Der zweite Hingerichtete Al-Karbuli soll laut Petra zum Terrornetzwerk Al-Kaida gehört haben.