Kampfeinsatz in Mali - Paris erhöht Sicherheit

Paris/Bamako/Mogadischu (dpa) - Das französische Militär hat die Offensive der Islamisten im Wüstenstaat Mali gestoppt und die Rebellen schwer unter Druck gesetzt. Die bereits dort stationierten französischen Kampfflieger sollen weitere Verstärkung erhalten.

Aus Sorge vor möglichen Racheakten wegen des militärischen Engagements in Mali wurde die Terrorabwehr im eigenen Land verstärkt. Präsident François Hollande wies Regierungschef Jean-Marc Ayrault an, Regierungsgebäude und den öffentlichen Nahverkehr noch besser zu schützen. Das Bundesinnenministerium in Berlin sieht bislang keine veränderte Sicherheitslage in Deutschland.

In Somalia endete die versuchte Rettung einer französischen Geisel in einem Desaster. Frankreichs Präsident François Hollande musste das Scheitern der Befreiung eines Geheimagenten aus den Händen von somalischen Milizen eingestehen. Bei dem Einsatz am Horn von Afrika seien zwei französische Soldaten sowie die Geisel ums Leben gekommen, ließ Hollande am Samstagabend mitteilen. Frankreich hatte die Aktion unmittelbar nach Beginn seines Kampfeinsatzes im 5000 Kilometer westlich gelegenen Mali eingeleitet. Es besteht die Sorge, dass die in mehreren afrikanischen Ländern verschleppten Landsleute Vergeltungsaktionen von Islamisten zum Opfer fallen.

Nach monatelangem Zögern ging Frankreichs Militär in der früheren Kolonie Mali gegen die Gotteskrieger vor. Ausschlaggebend war das Vorrücken der Rebellen in Richtung der Hauptstadt Bamako im Süden des Landes. „Wenn niemand eingegriffen hätte, wäre Bamako innerhalb von zwei oder drei Tagen gefallen“, sagte Frankreichs Verteidigungsminister Jean-Yves Le Drian dem Sender i-Tele. Zugleich teilte er mit, dass weitere Kampfflugzeuge auf dem Weg nach Mali seien. Ziel der Luftschläge sei, einer malisch-afrikanischen Kampfgruppe den Weg zur Rückeroberung des gesamten Landes zu ebnen.

Französische Kampfflugzeuge griffen am Sonntag Stützpunkte der Rebellen im Norden Malis an, wie Außenminister Laurent Fabius am Sonntagabend im Fernsehen erklärte. „Die Terroristen abzublocken, das ist erledigt“, sagte er. „Was wir heute angefangen haben, ist, uns die Stützpunkte der Terroristen vorzunehmen. Unter anderem seien Ziele in Gao angegriffen worden.

Die westafrikanische Wirtschaftsgemeinschaft Ecowas bereitete sich am Sonntag weiter auf die Entsendung einer rund 3300 Mann starken Eingreiftruppe nach Mali vor. Auch die Elfenbeinküste wollte sich an der Aktion zur Unterstützung der malischen Regierungsarmee beteiligen. Bisher haben Burkina Faso, der Niger und der Senegal militärische Hilfe zugesagt.

Die USA und Großbritannien sicherten Frankreich Unterstützung im Kampf gegen die Islamisten zu. Die britische Regierung kündigte an, Flugzeuge zur Verfügung zu stellen, um Truppen und Ausrüstung nach Mali zu transportieren. Britische Soldaten würden sich jedoch nicht an dem Kampfeinsatz selbst beteiligen, teilte ein Sprecher mit. Wie die „Washington Post“ berichtete, hat auch die US-Regierung Paris militärische Unterstützung bei dem Einsatz angeboten. So könnten US-Drohnen in Mali zum Einsatz kommen, hieß es.

Der UN-Sonderbeauftragte für die Sahelzone, Romano Prodi, zeigte Verständnis für das französische Eingreifen. „Frankreich hat auf Basis einer breiten Übereinstimmung eingegriffen“, sagte Prodi am Sonntag im Interview der „Welt“. Zur Begründung führte der frühere EU-Kommissar und italienische Regierungschef an, die internationale Gemeinschaft befürworte den Einsatz, denn „die Angst vor dem islamischen Terrorismus wird von allen geteilt“.

Bundesverteidigungsminister Thomas de Maizière bezeichnete das Eingreifen französischer Truppen in Mali als „konsequent und richtig“. Die malische Armee sei nicht in der Lage gewesen, die nach Süden vorrückenden Terroristen zu stoppen, sagte der Minister der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ (Montag).

Die Bundesregierung sei vorab über die Absicht Frankreichs informiert worden. Die mögliche deutsche Beteiligung an einer Ausbildungsmission sei damit nicht hinfällig geworden. Außenminister Guido Westerwelle schloss einen Kampfeinsatz deutscher Soldaten aus.

Die nordmalische Islamistengruppe Ansar Dine drohte in einer Erklärung allen in der muslimischen Welt lebenden Franzosen Vergeltung für das Eingreifen der französischen Streitkräfte an. Das berichtete ein BBC-Korrespondent aus Afrika. Experten fürchten, dass der riesige Flächenstaat Mali ohne staatliche Kontrolle ebenso wie Afghanistan unter den Taliban zu einer Brutstätte für islamistische Terrornetzwerke werden könnte.

Die Europäische Union plant derzeit keinen Kampfeinsatz unter EU-Flagge in Mali. Sie will aber etwa 200 Militärberater entsenden, die malische Soldaten auf den Kampf gegen Rebellen vorbereiten sollen. Auch Bundeswehr-Soldaten sollen zu den Ausbildern zählen.