Kanzlerin jubelt im grünen Glücksblazer
Danzig (dpa) - Unten in der Kabine, dem Allerheiligsten der Fußball-Nationalmannschaft, enthüllte die Kanzlerin ihre ganz persönlichen Endspiel-Pläne.
„Sie hat uns gratuliert und hofft natürlich, dass wir weiter Erfolg haben werden, weil sie eben zum Finale auch kommen würde“, berichtete Teammanager Oliver Bierhoff im ARD-Hörfunk über Merkels Ansprache nach dem 4:2-Sieg im Viertelfinale gegen Griechenland. Offiziell hatte sie wegen der politischen Situation in der Ukraine bisher eine Reise nach Kiew offen gelassen.
Die Bundeskanzlerin ist Edelfan und Glücksbringerin zugleich für Mesut Özil und Co. - und weiß längst, wie es in der deutschen Kabine aussieht. Sogar mit einer Flasche Bier hat sie dort schon angestoßen nach einem der vielen Spiele, die Merkel inzwischen erlebt hat und bei denen sie fast immer jubeln konnte. „Es ist immer wieder aufregend. Anfangs habe ich gebibbert. Danach hatte ich aber den Eindruck, dass die Mannschaft überlegen ist“, schilderte sie in Danzig ihre Eindrücke als Tribünengast.
Merkel hatte am Spieltag extra eine zeitliche Verschiebung des Vierergipfels mit Frankreichs Präsident François Hollande, Spaniens Regierungschef Mariano Rajoy und Italiens Ministerpräsident Mario Monti in Rom gewünscht. „Das ist immer ein sehr netter Besuch, der den Stellenwert der Nationalmannschaft zeigt“, betonte Bierhoff.
„Bundeskanzlerin Angela Merkel hat uns allen persönlich gratuliert und eine kurze Rede gehalten. Sie findet es schade, dass sie beim Halbfinale nicht dabei sein kann“, berichtete Andre Schürrle stolz. Merkel kann die deutsche Elf im Halbfinale am kommenden Donnerstag in Warschau nicht vor Ort unterstützen, weil sie zur gleichen Zeit an der zweitägigen Sitzung des europäischen Rates in Brüssel teilnimmt.
Merkels Stippvisite in der Danziger Kabine erlebten allerdings nicht alle Spieler. „Ich war unter der Dusche. Tut mir leid“, gestand Bastian Schweinsteiger. Die Bundeskanzlerin hatte zuvor an der polnischen Ostsee schon das Teamquartier besucht - jetzt brachte sie in einem grünen Blazer wieder Glück. Den Blazer hatte Merkel schon bei einigen wichtigen vorangegangenen Partien getragen.
Bei den drei Vorrundenspielen, die Deutschland in ukrainischen Städten austrug, war die Kanzlerin nicht im Stadion. Die Bundesregierung kritisiert den Umgang der Ukraine mit der im Spielort Charkow inhaftierten Oppositionsführerin Julia Timoschenko. Bei der WM 2010 war die Kanzlerin sogar nach Südafrika geflogen, wo sie ebenfalls vier Tore beim fulminanten Viertelfinalerfolg gegen Argentinien (4:0) sah. 2012 will sie endlich auch ihren ersten Fußball-Titel als Regierungschefin und Fan Nummer 1 bejubeln.