Löw weiß: Beide Halbfinalgegner „sehr unangenehm“
Danzig (dpa) - Nach dem umjubelten Einzug ins Halbfinale der Fußball-Europameisterschaft warten Joachim Löw und seine Titeljäger mit Hochspannung auf den Gegner.
„Beide Mannschaften sind sehr unangenehm. England ist viel besser als 2010, bei Italien ist es ähnlich. Alle Mannschaften, die ins Halbfinale kommen, sind Titelanwärter“, sagte der Bundestrainer nach dem 4:2-Sieg gegen Griechenland, mit dem die deutsche Nationalmannschaft als zweite Mannschaft nach Vorrundengegner Portugal ins Halbfinale einzog. Italien und England stehen sich erst am Sonntag gegenüber.
Nach dem Viertelfinalsieg gegen die Griechen stimmte Löw eine Lobeshymne auf sein Team an, das seine Rekordserie am Freitagabend in Danzig vor den Augen der jubelnden Bundeskanzlerin Angela Merkel auf 15 Pflichtspielsiege in Serie ausbauen konnte: Weltrekord! „Wir sind zum vierten Mal hintereinander bei einem großen Turnier im Halbfinale - 2006, 2008, 2010, 2012. Das ist eine hervorragende Leistung. Wir haben die jüngste Mannschaft beim Turnier mit großen Perspektiven.“
Die Titelträume reifen. „Ich bin zuversichtlich, weil wir eine Riesenserie im Rücken haben, weil wir sehr viel Qualität in unseren Reihen haben. Aber wir müssen dafür arbeiten und das tun wir“, sagte Philipp Lahm. Der Kapitän hatte den Torreigen in der 39. Minute eröffnet, Sami Khedira (61.), Miroslav Klose (68.) und Marco Reus (74.) vollendeten zum vierten Sieg im vierten EM-Spiel. „Wir haben die Griechen mit vielem schlichtweg überfordert“, stellte Löw fest.
Letztendlich waren die Gegentore von Georgios Samaras (55.) und Dimitrios Salpingidis (90./Handelfmeter) nur Schönheitsfehler. „Die Deutschen haben sehr stark gespielt. Ich habe von Anfang an gesagt, die Favoriten auf den Titelgewinn sind Spanien und Deutschland“, erklärte Griechenlands Trainer Fernando Santos nach dem K.o. seiner praktisch ausschließlich aufs Zerstören ausgerichteten Mannschaft.
„Glückwunsch, weiter so!“, sagte Kanzlerin Merkel bei ihrem kurzen Kabinenbesuch zu den deutschen Spielern und stellte zugleich einen Finalbesuch in Aussicht, falls Lahm und Co. am 1. Juli in Kiew um den Titel kämpfen sollten. „Definitiv war das ein wichtiger Schritt. Aber wir wissen, dass die weiteren Gegner ein anderes Kaliber sein werden als Griechenland“, sagte Innenverteidiger Mats Hummels. „Dass wir jetzt glücklich sind, ist selbstverständlich“, ergänzte der starke Khedira, dessen Leistung Löw herausstellte: „Er ist eine wirkliche Führungspersönlichkeit geworden. Es ist gut für die anderen, dass er da ist.“
Der Bundestrainer hätte aber auch sich selbst loben dürfen. Sein Mut, in den Torschützen Klose und Reus sowie André Schürrle gleich drei neue Offensivkräfte zu bringen, hatte sich als kluger Schachzug erwiesen. „Der Plan war mir schon länger im Kopf herumgegeistert. Heute war der Tag der Veränderung“, sagte Löw. „Das war irgendwie auch der Schlüssel zum Sieg.“
Für das Halbfinale eröffnet der Luxuskader dem Bundestrainer nun noch mehr Optionen. „Wir sind eine starke Mannschaft, wir sind auf jeder Position doppelt besetzt, das zeichnet uns aus. Wir wollen gewinnen“, erklärte Miroslav Klose nach seinem 68. Länderspieltor. Egal, ob der Gegner am kommenden Donnerstag in Warschau nun England oder Italien heißen wird.