Spanien will erst Montag Milliarden-Hilfen beantragen
Madrid/Luxemburg (dpa) - Das Tauziehen um die Milliarden-Hilfen für Spanien hält an. Madrid will erst am Montag den Antrag bei den Euro-Partnern auf Milliarden-Hilfen zur Sanierung seiner maroden Banken stellen.
Dies kündigte der spanische Wirtschaftsminister Luis de Guindos am Freitag in Luxemburg an. EU-Kreisen zufolge feilschen Spanien und die Euro-Partner hart um die Auflagen und die konkreten Konditionen, die Madrid dann zu erfüllen hat.
„Es ist eine reine Formalität“, sagte de Guindos nach einem Treffen der EU-Finanzminister. „Am kommenden Montag wird der Brief abgeschickt werden.“ Wenige Stunden zuvor hatte der Minister noch angekündigt, dass die Bitte auf Hilfe aus dem europäischen Rettungsschirm „umgehend“ eingereicht werde.
Nach Worten von de Guindos handelt Spanien derzeit mit den Geldgebern eine Vereinbarung (Memorandum) aus. Darin soll nicht nur das Volumen der Notkredite festgelegt werden, sondern auch der Zinssatz, die Fristen für die Rückzahlung der Kredite und die Auflagen für die spanischen Banken. Im Gegenzug für die Hilfen muss Spanien seinen Bankensektor sanieren, was bis zur Abwicklung einzelner Institute reichen könnte. Eine Schließung von Banken hatte die EU-Kommission nicht ausgeschlossen. Die Vereinbarung soll bei einem Treffen der Euro-Finanzminister am 9. Juli unterzeichnet werden.
Nach Angaben von de Guindos wird in dem offiziellen Antrag keine konkrete Summe genannt. Die Beratungsfirmen Oliver Wyman und Roland Berger hatten in ihren am Donnerstag veröffentlichten Gutachten den Kapitalbedarf der spanischen Banken auf bis zu 62 Milliarden Euro beziffert. Die Euro-Finanzminister hatten vor zwei Wochen Madrid pauschal bis zu 100 Milliarden Euro an Notkrediten für die Banken in Aussicht gestellt.
Die Ratingagentur Fitch äußerte unterdessen Zweifel an den Ergebnissen der Prüfungen durch die beiden Beratungsunternehmen. Die Kapitalpolster der Banken müssten wahrscheinlich dicker sein als von den Prüfern im schlimmsten Szenario angenommen, kritisiert die Agentur in einer am Freitag veröffentlichten Stellungnahme.
Wyman und Bergers Kalkulationen basierten auf einer harten Kernkapitalquote von lediglich sechs Prozent und lägen damit deutlich unter den Anforderungen der Bankenaufsicht EBA. Fitch hält diese Kapitaldecke für unzureichend, um im Fall umfassender Verluste das Marktvertrauen wieder herstellen zu können. Während Wyman und Berger schlimmstenfalls 51 bis 62 Milliarden Euro zur Rekapitalisierung der maroden Geldhäuser veranschlagen, rechnet Fitch mit maximal 90 bis 100 Milliarden.
Das Euro-Schwergewicht Spanien steht angesichts seiner Bankenkrise unter dem Druck der Finanzmärkte und muss hohe Zinsen für Staatsanleihen zahlen.