Kirchen weiten Hilfe für Flüchtlinge aus
München (dpa) - Die Kirchen in Deutschland haben ihre Hilfe für Flüchtlinge deutlich ausgebaut. Viele katholische Bistümer und evangelische Landeskirchen haben - zum Teil millionenschwere - Sonderetats für die Betreuung der Asylsuchenden eingerichtet.
Dies ergab eine Umfrage der Deutschen Presse-Agentur. Hunderte Unterkünfte wurden zusätzlich bereitgestellt, etwa in Pfarrhäusern, Klöstern, Priesterseminaren, Kinder- und Jugendheimen. Allein in und um Köln sind mehr als 130 Immobilien der katholischen Kirche von Asylbewerbern bewohnt. Der evangelische Landesbischof von Hannover, Ralf Meister, stellt einen Teil seiner Dienstwohnung für Flüchtlinge zur Verfügung.
Zehntausende Ehrenamtliche in den Gemeinden kümmern sich um die Neuankömmlinge. Die Palette der Angebote ist groß: Deutschkurse, Begegnungs-Cafés, gemeinsames Kochen, Musikprojekte, Hausaufgabenhilfe, Kinderbetreuung, psychologische Hilfen, Geld für den Besuch einer Fahrschule, Einführungen ins Fahren mit Bus und Bahn. Ehrenamtliche begleiten die Flüchtlinge bei Behördengängen, zum Arzt, in Schützenvereine und Chöre. Einige Bistümer wie Paderborn übernehmen Kosten für Rechtsanwälte und Dolmetscher. Andere wie Magdeburg beteiligen sich an Flugkosten für das Zusammenführen von Familien. Auch die Ehrenamtlichen selbst erhalten Schulungsangebote.
„Ich finde es sehr beeindruckend, wie viel Hilfsbereitschaft da ist“, sagte der Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken, Alois Glück. Allerdings seien nicht alle Bistümer in gleicher Weise beteiligt: „Es ist offensichtlich so, dass das Engagement im Hinblick auf die Bereitstellung von Räumlichkeiten noch recht unterschiedlich ist.“
Einige Beispiele:
Allein im Bistum Augsburg erhalten derzeit nach Angaben des Sprechers Karl-Georg Michel weit über 10 000 Flüchtlinge Unterstützung. 425 von ihnen sind in kirchlichen Einrichtungen untergebracht. Unterkünfte für weitere 470 Flüchtlinge sind geplant. „Wo Flüchtlinge untergebracht sind, werden sie in der Regel auch ehrenamtlich oder im Falle der Katholischen Jugendfürsorge oder dem Kolping-Bildungswerk auch intensiv pädagogisch begleitet“, sagte Michel. „Es ist nicht immer einfach, geeignetes pädagogisches Personal für die Betreuung Asylsuchender zu finden.“
Das Erzbistum München hat in 59 Gebäuden Plätze für 953 Flüchtlinge; der Caritasverband betreut etwa 9000 Flüchtlinge. Mehr als 3600 ehrenamtliche Helfer unterstützen die Arbeit der hauptberuflichen Mitarbeiter. Für die Flüchtlingsarbeit steht in diesem Jahr ein Sonderbudget von fünf Millionen Euro zur Verfügung.
Die evangelische Landeskirche Bayern stellt in diesem Jahr 2,1 Millionen Euro für die Arbeit mit Migranten zur Verfügung, das sind 450 000 Euro mehr als im Vorjahr. In den 324 Kirchengemeinden engagieren sich mehr als 3000 Ehrenamtliche für Flüchtlinge.
Um Flüchtlinge unterbringen zu können, stoppte die Evangelische Kirche in Hessen und Nassau den Verkauf des Übernachtungshauses einer religionspädagogischen Tagungsstätte in Kronberg-Schönberg.
Der Caritasverband für das Bistum Magdeburg ruft regelmäßig zu Sachspenden auf. Es fehle vor allem an Windeln und Hygieneartikeln, sagte die Abteilungsleiterin Monika Schwenke. Zur Bistumswallfahrt am 6. September könnten alle Gläubigen am Kloster Huysburg die benötigten Spenden abgeben. „Wir sammeln somit Sachen, die auch wirklich gebraucht werden.“
Die Diözese Eichstätt hat einen eigenen Flüchtlingsseelsorger ernannt: Andreas Thiermeyer organisiert pastorale Angebote für Asylsuchende und kümmert sich um eine stärkere Vernetzung zwischen Ortspfarrern, den Seelsorgern der verschiedenen östlichen Riten, Helferkreisen, Einrichtungen und staatlichen Stellen.
Mehrere Gemeinde im Erzbistum Bamberg gewähren Flüchtlingen Kirchenasyl. Zudem werden 220 unbegleitete minderjährige Flüchtlinge betreut.
Das Bistum Limburg nennt sein Projekt „Willkommenskultur für Flüchtlinge“. Dafür gibt es 2,3 Millionen Euro und einen eigenen Beauftragten für die Flüchtlingsarbeit.
Proteste gegen Flüchtlinge seien im Bistum Fulda nicht bekannt, sagte Klaus Depta vom Bischöflichen Generalvikariat. „Im Gegenteil: Überall dort, wo konkrete Hilfe geleistet wird, ist die Stimmung gut.“
Die Mittel von Bund und Land reichten aber nicht aus, um überall eine menschenwürdige Unterbringung zu gewährleisten und angemessen sozial zu betreuen, kritisierte Armin Schomberg vom Caritasverband der Diözese Fulda. Dafür müsse mehr Geld fließen.
„Einige Projekte konnten nicht realisiert werden, weil sie von den staatlichen Behörden abgelehnt wurden“, berichtete der Augsburger Bistumssprecher Michel. „Beispielsweise gab es konkrete Angebote speziell zur Unterbringung christlicher Flüchtlinge aus Syrien. So ausschließlich wurde das jedoch abgelehnt.“