Kollegen über Rothman: „Intellektuell sehr dominierende Kraft“
Berlin (dpa) - Ein „enthusiastischer Wissenschaftler“ und eine „intellektuell sehr dominierende Kraft“: So beschreiben Kollegen den Nobelpreisträger James Rothman (62).
Das bestätigt der relativierende Kommentar des Biochemikers zur Bekanntgabe des Nobelpreises - immerhin die mit Abstand wichtigste Auszeichnung der Wissenschaft. „So aufregend dieser Moment auch ist, der Moment der Entdeckung war zweifellos aufregender“, sagt er am Montag dem Schwedischen Radio. „Ein Wissenschaftler kann eine seltene, seltene Erregung spüren, wenn er etwas Grundlegendes entdeckt, das für die gesamte Natur gilt.“
Sein Engagement spiegelt sich im Lebenslauf des Biochemikers, in dem kaum eine große US-Eliteuniversität fehlt. Nach dem Studium in Yale und Harvard startet Rothman seine berufliche Laufbahn 1978 im kalifornischen Stanford. Von dort wechselt er Ende der 1980er Jahre an die Ostküste nach Princeton.
Nächste Station ist New York: Dort baut er zunächst am Memorial Sloan-Kettering Cancer Center die Abteilung für Zelluläre Biochemie auf, später wechselt er zur Columbia University. Seit 2008 arbeitet er in Yale. Die vielen Wechsel seien eng mit dem Bestreben von Rothman verbunden, „seine Position Zug um Zug zu verbessern“, sagt Franz-Ulrich Hartl, Direktor am Max-Planck-Institut für Biochemie in Martinsried.
Rothman entdeckt am Cancer Center eine bislang unbekannte Gruppe von Membranproteinen und entwickelte daraus 1993 seine Snare-Hypothese zur Signalübertragung, die großen Einfluss auf das Fachgebiet hat. Rothmans Arbeit sei nicht nur wichtig für das Verständnis der Kommunikation von Nervenzellen, sondern auch der Ausschüttung von Hormonen in anderen Organen, sagt Hartl. „Er wird den Preis sehr genießen“, glaubt er, „und die Reputation dazu nutzen, seine Abteilung weiter auszubauen.“