Kramp-Karrenbauer - Volksnah mit Mut zum Risiko
Saarbrücken (dpa) - Sie präsentiert sich gern als Frau mit Bodenhaftung: Annegret Kramp-Karrenbauer. Und das ist nicht gespielt. Die 49-jährige Saarländerin zeigt sich den Bewohnern des kleinsten deutschen Flächenlandes als eine von ihnen, die auch zuhören kann und Sorgen ernst nimmt.
„AKK“, wie sie kurz von vielen genannt wird, kann auch knallhart entscheiden. Das hat sie im Januar 2012 bewiesen, als sie die Jamaika-Landesregierung überraschend für beendet erklärte. Sie setzte alles auf eine Karte und gewann. Am Abend der Saar-Wahl fiel ihr „ein Felsbrocken“ vom Herzen: „Es hat sich bestätigt, was ich gehofft habe.“
Die CDU-Landeschefin ist echte Saarländerin und begann dort ihre politische Karriere. Mit 18 Jahren trat sie in die CDU ein. Vier Jahre später wurde sie Stadträtin ihrer Heimatgemeinde Püttlingen. Nach dem Jura- und Politikstudium in Trier und Saarbrücken arbeitete sie von 1991 bis 1998 bei der CDU Saar als Planungsreferentin. Danach zog sie in den Bundestag ein und rückte für Klaus Töpfer nach. Allerdings blieb sie nur einige Monate im Bundestag - nach der CDU-Wahlschlappe verlor sie das Mandat.
Seit 1999 ist Kramp-Karrenbauer Mitglied des Saar-Landtags. Im gleichen Jahr war sie auch persönliche Referentin von Oppositionschef Peter Müller (CDU), ihrem politischen Ziehvater. Im Jahr 2000 machte er sie als Ministerpräsident zur Ministerin. Als erste Frau in Deutschland leitete sie das Innenressort eines Bundeslandes, danach war sie Bildungs-, dann Sozialministerin. Die Opposition wirft ihr jetzt vor, sie habe als Kultusministerin eine Kostensteigerung des Saarland-Museums verschleiert. Im Landtags-Untersuchungsausschuss wies sie dies kürzlich zurück. Seit 2010 ist sie auch im CDU-Bundespräsidium vertreten.
Im vergangenen Jahr übergab Müller den Stab an seine Wunschkandidatin und wechselte selbst ans Bundesverfassungsgericht. Im Mai 2011 wurde Kramp-Karrenbauer zur CDU-Landeschefin gekürt, im August zur Ministerpräsidentin - aber erst im zweiten Wahlgang. SPD-Landeschef Heiko Maas hatte seinen Hut ebenfalls in den Ring geworfen. Die Mutter von drei Kindern sagte damals: „Die schwersten Geburten bringen die schönsten Kinder auf die Welt.“
Die CDU-Frau trägt beständig Kurzhaarschnitt, eine schmale Brille und bevorzugt Hosen. Sie redet gern Dialekt, was von Außenstehenden als hölzern wahrgenommen wird. Das stört Kramp-Karrenbauer nicht - im Gegenteil. Sie warb dafür, Schulen Empfehlungen an die Hand zu geben für den Heimatdialekt. Sie selbst sieht sich als „unaufgeregte Konservative“. Allerdings scheint ihre politische Haltung mitunter fast sozialdemokratisch: Für einen höheren Spitzensteuersatz ist sie offen. Wenn mal Freizeit ist, kocht und backt sie für ihren Ehemann, einen Bergbauingenieur, und ihre Kinder.