Kurzporträt: Jens Aßling - Richter mit großen Fällen
Darmstadt (dpa) - Jens Aßling fordert gleich zu Beginn des Prozesses Tugces Mutter und die Großeltern auf, ihre Jacken zu schließen. Der Grund: Sie tragen weiße T-Shirts mit einem Foto der Studentin.
Er habe Verständnis für ihre Trauer. Aber die Gerichtsverhandlung in Darmstadt solle „etwas klären“, daher bitte er von Demonstrationen, Ansteckern und T-Shirts abzusehen, sagte der Vorsitzende Richter der 10. Großen Strafkammer, den manche für streng halten. Seit heute verhandelt Aßling den Prozess um den tödlichen Schlag gegen die Studentin. Angeklagt ist der 18 Jahre alte Sanel M..
Millionen nahmen Anteil an Tugces Schicksal. Sie wurde im Internet als „Engel“ und „Heldin“ verehrt. Eine Petition, die die posthume Verleihung des Bundesverdienstkreuzes an Tugce fordert, ist nach Angaben der Organisatoren vom Freitag inzwischen von mehr als 300 000 Menschen unterstützt worden.
Wie das hohe Interesse auch von Medien und Politik für die Familie war, will Aßling im Verfahren wissen. „Die sozialen Netzwerke sind ja in beiden Richtungen voll von Menschen, die meinen, sie müssten zu allem und jedem etwas sagen“, stellt er am ersten Verhandlungstag fest. Aßling fragt auch, wie die Untersuchungshaft für den Angeklagten sei. Dabei geht es auch um einen Häftling, der dem 18-Jährigen wohl wegen dessen Tat angegriffen und die Nase gebrochen hatte.
Bekannt wurde Aßling mit einer Reihe von Verfahren, die wie der Prozess gegen Sanel M. großes Interesse weckten. Dazu gehört eines der größten Kinderporno-Verfahren in Deutschland. Von dem Rummel lässt sich der Richter nicht erkennbar beeinflussen.