Kurzporträts: Wichtige Köpfe der Opposition in Kiew
Kiew (dpa) - Die ukrainische Opposition ist in ihrem Kampf gegen die Führung um Präsident Viktor Janukowitsch zersplittert. Fünf derzeit tonangebende Regierungsgegner der Ex-Sowjetrepublik im Kurzporträt:
VITALI KLITSCHKO: Vitali Klitschko will Präsident Viktor Janukowitsch zum Rücktritt zwingen. International ist der 42-Jährige vor allem als erfolgreicher Boxer bekannt. In seiner Heimat Ukraine verbinden viele Menschen mit „Dr. Eisenfaust“ auch die Hoffnung auf eine weitere Westanbindung der Ex-Sowjetrepublik. Der 2,02-Meter-Hüne will künftig sogar Präsident des zweitgrößten Flächenstaats Europas werden. Kritiker werfen dem Chef der Partei Udar (Schlag) vor, er habe kein klares politisches Konzept. Beobachter halten Klitschkos Einfluss daher für begrenzt.
JULIA TIMOSCHENKO: Die wegen Amtsmissbrauchs verurteilte frühere Regierungschefin Julia Timoschenko führt mit flammenden Appellen aus der Haft heraus die Opposition gegen Präsident Viktor Janukowitsch. Die EU verlangt die Freilassung der 53-Jährigen. Die in Dnjepropetrowsk geborene Timoschenko stieg nach dem Zerfall der Sowjetunion 1991 durch die Privatisierungswelle zur reichen „Gasprinzessin“ auf. Politische Gegner werfen ihr mit Blick auf ihr Privatvermögen vor, keine saubere Weste zu haben. Für viele ist sie aber noch ein Symbol der prowestlichen Orangenen Revolution von 2004.
ARSENI JAZENJUK: Als Fraktionschef der Vaterlandspartei gilt der 39-jährige Arseni Jazenjuk vielen Ukrainern nur als „Platzhalter“ für die inhaftierte Julia Timoschenko. Medien in Kiew bezeichnen ihn oft als blassen Technokraten. Mit seinen mitreißenden Reden bei den Protesten auf dem Unabhängigkeitsplatz (Maidan) hat es der Jurist aber geschafft, aus dem Schatten der übermächtigen Parteikollegin zu treten. Politische Erfahrung besitzt Jazenjuk als Ex-Wirtschafts- und -Außenminister reichlich. Zusammen mit dem Oppositionspolitiker Vitali Klitschko von der Udar-Partei will er ein schlagkräftiges Team bilden, um Präsident Viktor Janukowitsch aus dem Amt zu jagen.
PJOTR POROSCHENKO: Der 48 Jahre alte Milliardär gilt als Hauptfinanzier der prowestlichen Orangenen Revolution von 2004. Sein Fernsehsender 5. Kanal berichtete damals detailliert über die Demonstrationen in Kiew. Der Befürworter einer EU-Annäherung der Ukraine saß bereits als Chef des Nationalen Sicherheitsrates, als Außenminister sowie als Wirtschaftsminister an Schalthebeln der Macht. Während der aktuellen Proteste stieg die Popularität des ausgebildeten Diplomaten massiv, nachdem er sich zwischen Randalierer und die Polizei gestellt hatte. Sein Geld verdient Poroschenko vor allem mit der Konditorei Roshen.
OLEG TJAGNIBOK: Der 45 Jahre alte Chirurg führt die Partei Swoboda (Freiheit), die kleinste Oppositionsfraktion im Parlament. Die oft als rechtsextremistisch bezeichnete Gruppierung sieht sich selbst als „Sondereinheit fürs Grobe“. Der aus Lwiw (Lemberg) stammende Tjagnibok gilt als Rednertalent. Seine Anhängerschaft ist aber nicht einmal in seiner Heimat Westukraine besonders groß. In den mehrheitlich russischsprachigen Gebieten der Ost- und Südukraine werden die offen nationalistischen Positionen der Partei abgelehnt.