Lage an europäischen Anleihemärkten bleibt angespannt

Frankfurt/Main (dpa) - Die Lage an den Anleihemärkten Europas bleibt angespannt. Bei den Euro-Krisenländern Spanien und Italien stabilisierten sich die Renditen - ein Gradmesser für das Misstrauen der Investoren - am Mittwoch auf sehr hohem Niveau.

Ebenfalls deutlich erhöht zeigt sich mittlerweile das Renditeniveau in vielen Kernländern Europas. Selbst beim Stabilitätsanker Deutschland haben die Renditen seit Anfang Juni deutlich angezogen - allerdings ausgehend von einem rekordniedrigen Niveau.

Diese Entwicklung in den vergangenen beiden Wochen hatte an den Finanzmärkten Sorgen hervorgerufen, dass selbst stabile Euroländer wie Deutschland zusehends in die Schusslinie von Investoren geraten könnten. Dass dem offensichtlich nicht so ist, zeigte eine Versteigerung deutscher Staatsanleihen zur Wochenmitte: Bei einer Aufstockung zehnjähriger Papiere musste der Bund zwar etwas höhere Zinsen zahlen. Allerdings ist dies auch eine Folge der Renditeentwicklung am freien Anleihemarkt, wo bestehende Titel gehandelt werden. Zum anderen war das Anlegerinteresse nach deutschen Staatspapieren ungebrochen hoch. Entsprechend legte die zu zahlende Rendite auch nur leicht zu. Im Vergleich zu einer ähnlichen Auktion vor rund einem Monat stieg der Effektivzins um lediglich 0,05 Punkte auf 1,52 Prozent. Dies ist im internationalen Vergleich sehr wenig.

Für etwas Erleichterung sorgte auch eine Versteigerung neuer italienischer Staatsanleihen. Zwar musste die drittgrößte Volkswirtschaft der Eurozone abermals sehr hohe Zinsen für frisches Geld bieten. Die Nachfrage blieb aber robust, so dass Italien mit 6,5 Milliarden Euro so viel Geld wie geplant aufnehmen konnte. Dennoch: Für gerade mal ein Jahr musste Italien einen Zinssatz von fast vier Prozent bieten. Deutschland demgegenüber zahlt für die zehnfache Laufzeit Zinsen, die weniger als die Hälfte dessen betragen. Das zeigt auf der einen Seite das große Misstrauen, dass insbesondere südeuropäischen Ländern derzeit entgegengebracht wird. Andererseits liegt Deutschland in der Anlagegunst nach wie vor weit oben.

Dennoch: Der Wind an den europäischen Rentenmärkten hat zuletzt gedreht. Denn spätestens seit diesem Dienstag verschärft sich der Trend steigender Renditen auch in Kernländern wie Deutschland, Frankreich oder den Niederlanden. Zwar liegen die Zinsen dort immer noch auf sehr niedrigem Niveau - ganz einfach deshalb, weil sie zuvor auf historische Tiefstände gesunken waren. „Gestern aber hat der Markt erstmals seit langer Zeit Euro-Staatsanleihen auf breiter Front verprügelt“, kommentierten die Experten vom Bankhaus Metzler die jüngste Entwicklung. „Nachdem nun auch die Konjunkturlokomotive der Eurozone mächtig Dampf ablässt, machen sich Investoren verstärkt Sorgen um die Kreditwürdigkeit Deutschlands - und zwar umso mehr, je freizügiger wir mit Hilfszusagen umgehen.“

Allerdings müssen Krisenländer wie Spanien und Italien immer noch viel höhere Zinsen für frisches Kapital zahlen als die Kernländer Europas. So liegt die Rendite für zehnjährige Staatsanleihen Spaniens derzeit mit knapp 6,8 Prozent so hoch wie selten zuvor seit Einführung des Euro. Italien muss mit gut 6,2 Prozent ähnlich hohe Zinsen bieten. Deutschland hingegen zahlt für zehnjährige Schulden mit 1,5 Prozent noch nicht mal ein Viertel dessen. Und auch in anderen Kernländern beträgt das Zinsniveau einen Bruchteil des südeuropäischen Niveaus.

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