Lateinischer Patriarch fordert Wiederaufbau von Gaza
Bethlehem/Jerusalem (dpa) - Der lateinische Patriarch Fuad Twal hat bei der Weihnachtsmesse in Bethlehem den Wiederaufbau des Gazastreifens und die Verbesserung der Lebensbedingungen seiner Bewohner gefordert.
Der dritte aufeinanderfolgende Krieg in Gaza vor vier Monaten habe Tausende von Opfern gefordert, beklagte Twal in der Geburtskirche.
„Noch schlimmer ist, dass all diese Opfer umsonst gewesen zu sein scheinen: An den Wurzeln des Problems hat sich nichts geändert. Das israelische Volk lebt weiterhin in Angst und Unsicherheit, während das palästinensische Volk weiterhin nach Unabhängigkeit und Freiheit ruft und Gaza wartet darauf, zum dritten Mal neu aufgebaut zu werden. Dieser Krieg hat den Hass und das Misstrauen zwischen den beiden Völkern vertieft und es in eine Spirale der Gewalt und der Repressalien gebracht“, sagte Twal in seiner Predigt.
Zehntausende Christen aus aller Welt nahmen am Heiligabend an den traditionellen Weihnachtsfeiern im Heiligen Land teil. Vor der Geburtskirche in Bethlehem begrüßten christliche Araber und Pilger am Nachmittag Twal.
Pfadfindergruppen in Bethlehem empfingen das Oberhaupt der katholischen Kirche im Heiligen Land mit Dudelsackmusik. Die zum großen Teil von einer Trennmauer umgebene kleine Stadt im Westjordanland ist nach christlichem Glauben der Geburtsort von Jesus Christus.
Die traditionelle Prozession zur Geburtskirche in Bethlehem brach am Mittag am Jaffa-Tor in Jerusalem auf. Der in ein purpurfarbenes Gewand gekleidete 74-jährige Patriarch führte den feierlichen Umzug in die knapp zehn Kilometer entfernte Stadt an. Den größten Teil des Weges legten die Kirchenrepräsentanten in Fahrzeugen zurück, das letzte Stück bis zur Geburtskirche zu Fuß.
Nach Angaben des israelischen Tourismusministeriums werden über die Weihnachtstage rund 70 000 ausländische Besucher erwartet.
In seiner Weihnachtsbotschaft hatte Twal an die Pilgerreise von Papst Franziskus ins Heilige Land als eine der „besten Zeiten“ des Jahres erinnert. Gleichzeitig sprach er hinsichtlich des Gaza-Kriegs und der jüngsten Unruhen von der „schlimmsten Zeit“.