Löw: Die Mannschaft war auf den Punkt topfit
Salvador da Bahia (dpa) - Fragen an Bundestrainer Joachim Löw in der Pressekonferenz nach dem 4:0-Auftakterfolg der deutschen Fußball-Nationalmannschaft bei der Weltmeisterschaft in Brasilien gegen Portugal.
Frage: Was sagen Sie zu diesem furiosen Start in die WM?
Antwort: Das war für uns ein sehr guter Auftakt. Wir haben vor dem Spiel gesagt, dass es für uns keine andere Option gibt, als das Spiel zu gewinnen. Die Mannschaft hat das wirklich sehr gut umgesetzt, was wir wollten, Ballgewinn im Mittelfeld und dann schnelles Spiel nach vorne. Was wir die ganze Spielzeit über sehr gut gemacht haben, war, dass wir Moutinho, Ronaldo oder Nani sehr gut zugestellt haben. Wir waren auch sehr konsequent in der Chancenauswertung. Wir haben aus sieben oder acht Chancen vier Tore erzielt. Wir waren natürlich nach der Roten Karte auch im Vorteil. Die Mannschaft hat das clever zu Ende gespielt.
Frage: Was hatte für eine Offensivreihe mit Müller, Özil und Götze gesprochen?
Antwort: Thomas Müller hat in der Spitze mit seinen vielen Wegen, die er gemacht hat, für viel Verwirrung gesorgt, nicht nur mit seinen Toren. Durch ihn hatten wir Platz in den Zwischenräumen, und da sind Spieler wie Götze oder Özil prädestiniert, die Bälle hineinzuspielen. Götze und Özil auf den Halbpositionen war schon so geplant. Mario Götze war im Training sehr gut drauf, kam zuletzt beim Testspiel gegen Armenien rein und hat zwei Tore erzielt. Wenn es eng ist, ist er ein Spieler, der sich gerade gegen große Abwehrspieler sehr gut in Szene setzen kann.
Frage: Ist Thomas Müller einfach ein Spieler für die große WM-Bühne?
Antwort: Thomas ist nicht nur bei Weltmeisterschaften, sondern auch in vielen anderen Spielen bei Bayern immer derjenige, der ein Näschen hat, der dahin geht, wo die größte Gefahr für den Gegner herrscht. Er geht auf den kurzen Pfosten, er schließt ab, wenn es keiner erwartet, genau wie beim vierten Tor. Er steht immer da. Er ist irgendwie ständig präsent im Sechzehner. Das zeichnet Thomas Müller aus. Er macht viele Wege, Querläufe, Diagonalläufe, so dass er für den Gegenspieler schwer zu greifen ist.
Frage: Es gab eine WM-Vorbereitung mit Hindernissen, mit vielen Diskussionen und auch kritischen Berichten. Dann steht es gegen die Nummer vier der Weltrangliste zur Pause 3:0 und der Matchplan des Trainers geht auf. Haben Sie da Genugtuung empfunden?
Antwort: Nein. Wir haben natürlich im Trainingslager Situationen gehabt, die nicht erfreulich waren. Aber ich habe schon da gespürt, dass sich die Mannschaft nicht aus der Ruhe und Konzentration bringen lässt. Die Mannschaft hat sich sehr gut vorbereitet und war auf den Punkt topfit. Auch im läuferischen Bereich hatten wir Vorteile gegenüber den Portugiesen. Wenn es dann in der Halbzeit 3:0 steht, ist man als Trainer natürlich erstmal zufrieden.
Frage: Sie haben ein Quartier in einer wärmeren Klimazone gewählt. Fühlen Sie sich in Ihrer Wahl bestätigt?
Antwort: Ich glaube, dass es die richtige Entscheidung war, in so eine Klimazone zu gehen. Wir konnten uns daran gewöhnen. Man konnte zwar im Training keinen Wettkampf simulieren, aber die Spieler haben gespürt, wie kräfteraubend das Spielen sein kann. Es ist schon schwieriger, wenn man aus kälteren Klimazonen in so ein feuchtes Klima kommt. Die Spieler haben sich sehr gut adaptiert.
Frage: Der nächste Gruppengegner ist Ghana. Wie schätzen Sie den Gegner ein?
Antwort: Wir werden die Mannschaft in den nächsten Tagen auf Ghana einstellen. Ghana ist ein Team mit unglaublich guter Physis, mit schnellen Spielern, mit sehr guten Spielern im Konter. Es ist eine körperlich robuste Mannschaft, die Turniererfahrung hat. Bei der letzten WM war sie im Viertelfinale und ist dort knapp gescheitert. Ich glaube, dass uns Ghana bei diesen Hitzebedingungen viel abverlangen wird.
Frage: Können Sie Thomas Müller als Stürmertypen klassifizieren?
Antwort: Thomas hat irgendwie eine ganz unorthodoxe Spielweise. Man weiß als Trainer manchmal nicht, welche Wege er geht. Er ist für einen Abwehrspieler der gegnerischen Mannschaft wahnsinnig schwer berechenbar. Er hat einfach nur einen Gedanken im Kopf: Wie kann ich am Ende ein Tor erzielen? Das macht ihn so gefährlich. Er ist ständig im Strafraum. Also, seine Torgefahr und sein Näschen für Situationen ist schon besonders ausgeprägt.
Frage: War es geplant, dass Sami Khedira 90 Minuten durchspielt?
Antwort: Ich hatte schon geplant, ihn nach 60 oder 70 Minuten zu ersetzen. Wäre Mats Hummels nicht verletzt gewesen, hätte ich wahrscheinlich auch einen Wechsel im Mittelfeld vorgenommen. Aber so, wie dann der Spielverlauf war mit einem 3:0 und später 4:0, war es auch nicht mehr ganz so intensiv und anstrengend. Er konnte die Position halten und auch die Bälle verteilen. Von daher hat es ihm persönlich vielleicht gut getan, mal 90 Minuten zu spielen.