Löw will mit dem Team „den nächsten Schritt machen“

Rio de Janeiro (dpa) - Deutschland fiebert dem Fußball-Klassiker im Halbfinale der WM gegen Brasilien entgegen - das Gastgeberland ist weiterhin geschockt über die schwere Verletzung von Superstar Neymar.

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Der 22-jährige Angreifer fällt für den Rest des Turniers wegen eines Wirbelbruchs aus, den er sich beim 2:1-Sieg im Viertelfinale gegen Kolumbien bei einem brutalen Foul von Juan Zúñiga zuzog. Der zweimalige Weltmeister Argentinien erreichte durch einen 1:0 (1:0)-Sieg gegen Belgien erstmals seit 1990 wieder das Halbfinale.

Mit seinem ersten Turnier-Tor besiegelte Gonzalo Higuain in Brasília (8. Minute) den dritten 1:0-Erfolg der Südamerikaner. Die Albiceleste trifft am Mittwoch in São Paulo (22.00 Uhr MESZ) auf den Gewinner des Duells zwischen den Niederlanden und Costa Rica.

Neymars Verletzung löste weltweite Anteilnahme aus. Der Weltverband FIFA nahm inzwischen Untersuchungen auf. Die Disziplinarkommission werde die Einleitung eines Verfahrens prüfen.

Nach der Rückkehr aus Rio de Janeiro vom 1:0-Sieg gegen Frankreich wuchs unterdessen im deutschen Lager die Vorfreude auf das nächste WM-Highlight. „Was gibt es Schöneres, als im Fußball-Traumland gegen Euer starkes Team in einem WM-Halbfinale zu stehen“, erklärte Bundestrainer Joachim Löw. „Jetzt wollen wir im Halbfinale den nächsten Schritt machen. Die Mannschaft ist gefestigt, stabil, war gut drauf“, bemerkte Löw nach dem vierten Einzug einer deutschen Mannschaft in ein WM-Halbfinale nacheinander. Das Ziel lautet: Rückkehr nach Rio, wo am kommenden Sonntag das Endspiel steigt.

Nun wartet am Dienstag (22.00 Uhr MESZ) in Belo Horizonte die bislang härteste WM-Prüfung. Angetrieben von einer ganzen Nation will die Seleção auch ohne ihren schwer verletzten Superstar in das Heim-Finale stürmen. „Das wird sehr schwierig. Aber wir werden alles geben, damit unser Traum weitergeht“, sagte Luiz Gustavo vom VfL Wolfsburg, der gegen Deutschland wohl in die Startelf zurückkehrt. Auch Dante sehnt das Spiel herbei. Der Innenverteidiger vom FC Bayern darf sich wegen des Ausfalls von Thiago Silva große Hoffnungen auf seine WM-Premiere machen. Der Kapitän sah seine zweite Gelbe Karte.

Die Nachricht von der bösen Verletzung Neymars versetzte Brasilien in einen Schockzustand. „Ich bin sehr besorgt. Wir werden für ihn beten“, sagte Innenverteidiger David Luiz. Argentiniens Weltstar Lionel Messi tröstete via Facebook: „Neymar, ich hoffe, Du erholst dich sehr schnell, mein Freund“, schrieb der Clubkollege und stellte dazu ein gemeinsames Jubel-Bild im Trikot der Katalanen auf seine Facebook-Seite. Am Samstag verließ Neymar in einem Hubschrauber das Trainingscamp der Seleção in Teresópolis und soll sich nun im Kreis seiner Familie erholen. In den sozialen Netzwerken wurden auch aus dem deutschen Lager gleich die Genesungswünsche versandt. „Es ist schade, wenn sich so ein Weltklassespieler verletzt und aus dem Turnier ausscheidet“, bedauerte Löw-Assistent Hansi Flick.

Heftige Kritik gab es an der Leistung des spanischen Schiedsrichters Carlos Velasco. Argentiniens Fußball-Legende Diego Maradona wütete in seiner Sendung „De Zurda“ des venezolanischen Senders Telesur: „Der Schiedsrichter war der mieseste, den ich in den letzten zehn Jahren gesehen habe.“ Und der frühere Top-Referee Urs Meier aus der Schweiz kritisierte: „Das hat die FIFA mitzuverantworten.“

Übeltäter Zúñiga schlug nach der rüden Attacke, bei der er Neymar mit dem Knie in den Rücken gesprungen war, im Internet heftige Wut aus dem Gastgeberland entgegen. „Ganz egal, welches Team du unterstützt - du hasst diesen Typen, weil er Neymars Weltmeisterschaft beendet hat“, stand unter einem Bild Zúñigas, das sich über Twitter verbreitete. Der Spieler selbst rechtfertigte sich: „Als ich da reingegangen bin, habe ich an nichts Böses gedacht. Ich hoffe, dass er sich mit Gottes Hilfe wieder erholt.“