Löw lobt Hummels: „Sensationell“

Rio de Janeiro (dpa) - Völlig ausgepowert tauschte Mats Hummels nach der Hitzeschlacht im Fußball-Tempel Maracanã das Trikot mit Paul Pogba, danach hatte er an seinem größten WM-Tag einfach nur noch Durst.

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„Ich war früh platt und musste nach dem Spiel Wasser ohne Ende nachschütten“, erklärte der Matchwinner nach dem kräftezehrenden Halbfinal-Einzug. Hinten agierte Hummels sicher und souverän, vorne war er präsent und treffsicher. „Ich war jetzt in den letzten zwei Jahren in der Bundesliga ein bisschen unzufrieden mit meiner Kopfballausbeute. Deswegen passt mir das natürlich umso besser, was bisher bei der WM passiert.“

Magere drei Bundesliga-Treffer in zwei Spielzeiten stehen bei Hummels in der heimischen Tor-Bilanz, bei der Weltmeisterschaft in Brasilien netzte der Dortmunder Abwehrchef beim 1:0 im Viertelfinale gegen Frankreich nun schon zum zweiten Mal ein. Insgesamt sein viertes Tor im 34. Länderspiel - und jedes Mal traf er mit dem Kopf. „Für mich ist er der Kopf der Mannschaft. Er ist schon ein guter Kopfballspieler“, erklärte Torhüter Manuel Neuer, neben dem Torschützen der große Erfolgsgarant.

Mats Hummels und die Nationalmannschaft - das passte lange nicht richtig zusammen. Joachim Löw gefielen die langen Diagonalpässe des Dortmunders nicht, die der BVB-Mann zur Freude von Jürgen Klopp beim Heim-Verein schlägt. Dazu gab es Kritik aus dem Dortmunder Lager an der Nominierungspraxis des Bundestrainers - und Hummels fand sich plötzlich inmitten eines hochstilisierten Bayern-Dortmund-Konflikts wieder. Vom Bundestrainer und von der Mannschaft habe er aber immer Wertschätzung erfahren, bekundete der 25-Jährige in Südamerika.

Noch wenige Wochen vor dem Turnier hieß das erwartete Innenverteidiger-Gespann Per Mertesacker und Jérome Boateng. Doch mehr und mehr spielte Hummels in der Löw'schen Turnierstrategie eine Rolle, machte zunächst mit Mertesacker und jetzt mit Boateng das Abwehrzentrum dicht. „Sensationell, wie er Zweikämpfe bestreitet“, erklärte Löw. Sein Spiel hat Hummels längst an Löws Vorstellungen angepasst. Hummels ist aktuell der einzig verbliebene Dortmunder im WM-Stammteam.

Welchen Status er mittlerweile hat, unterstreicht der bisherige Turnierverlauf. Nach seiner Oberschenkelblessur zu Beginn setzte Löw trotz Trainingspause mit viel Risiko auf Hummels, der kaum trainieren konnte. Nach einem fiebrigen Infekt, wegen dem er das Achtelfinale verpasste, gab der Defensivakteur dann selbst das Signal: Ich bin fit. „Er gewinnt die Zweikämpfe, macht das entscheidende Tor“, lobte Löw den zum Mann des Spiels gekürten Verteidiger.

Hinten rettete Hummels mit seiner unaufgeregten, aber zugleich aggressiven Art wiederholt gegen Karim Benzema - und vorne hatte er „das Glück, am richtigen Fleck zu stehen“. „Natürlich haben wir es ein bisschen geübt“, schilderte Thomas Müller. „Es freut uns, dass wir auch mal bei Standards ein paar Dinger machen.“

Wie schon gegen Portugal fand eine Hereingabe von Kroos den Kopf von Hummels. „Methode steckt da nicht dahinter, die Bälle sind einfach gut geschlagen“, erklärte der 25-Jährige. Vorlagengeber Kroos freute sich über den dritten Assist bei dieser WM. „Es ist gut, dass wir die Qualität wiedergefunden haben, nach Standards auch gefährlich zu sein. Wir haben viele gute Kopfballspieler, da müssen wir das auch nützen. Bei diesem Turnier klappt das gut“, sagte der Bayern-Profi.

So soll es auch weitergehen, Ziel ist natürlich das Finale am 13. Juli, wieder in Rio de Janeiro. „Der nächste Traum ist in Erfüllung gegangen. Ich hoffe, dass unser Weg noch nicht zu Ende ist und wir es schaffen, in neun Tagen noch mal hier anzutreten“, erklärte Hummels. Nächste Station ist erst einmal am Dienstag das Halbfinale in Belo Horizonte gegen WM-Gastgeber Brasilien.