Oberste Anklägerin abgesetzt Maduros Widersacherin: Die mutige Luisa Ortega Díaz

Caracas (dpa) - Sie will sich nicht mundtot machen lassen und hat ihr Schicksal kommen sehen, am Ende verwehrten ihr schwer bewaffnete Soldaten den Weg in ihr Büro.

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Die Generalstaatsanwältin und Leiterin der Anklagebehörde (Ministerio Publico), Luisa Ortega Díaz, war bis zu ihrer Entmachtung die prominenteste Kritikerin in den eigenen Reihen und warf Venezuelas Staatschef Nicolas Maduro den Weg in eine Diktatur vor. Den Einsatz brutaler Gewalt gegen Demonstranten sah sie als einen Bruch mit Prinzipien von Hugo Chávez. Seit Anfang 2008 als oberste Anklägerin im Amt, war sie lange Erfüllungsgehilfin der Chavistas.

Die 59-Jährige unterstützte auch Maduro lange. Dem Oppositionsführer Leopoldo López wurde mit ihrer Hilfe der Prozess gemacht. Er wurde zu knapp 14 Jahren Haft verurteilt, weil er angeblich zu Gewalt bei Protesten gegen Maduro aufgerufen hatte. Ihre Amtszeit war bis 2021 terminiert. Aber seit März stieg sie zur erbitterten Maduro-Gegnerin auf.

Auf ihren Druck hin wurde die vom Obersten Gerichtshof verfügte Entmachtung des Parlaments wieder aufgehoben. Sie legte Beschwerde gegen die Einberufung einer Verfassungsgebenden Versammlung ein und sah eine Manipulation bei der Wahl der Mitglieder als erwiesen an. Als ersten Akt setzt diese Versammlung sie nun ab - einigen der Mitglieder der Versammlung war die Schadenfreude anzusehen.

Die Interamerikanische Kommission für Menschenrechte (CIDH) fordert von Maduro, ihre Sicherheit und die ihrer Familie zu garantieren. Es gibt Hinweise auf massive Drohungen, im Internet gibt es viel Hetze. In einem Interview berichtete sie zuletzt, dass vor einigen Wochen ihre Tochter und ihr Enkel mehrere Tage entführt worden seien.