Erdogan-Herausforderer Menschenrechtler: Selahattin Demirtas
Istanbul (dpa) - „Als ich jung war, dachte ich, ich würde die meiste Zeit meines Lebens im Gefängnis verbringen“, sagte der Chef der pro-kurdischen Oppositionspartei HDP, Selahattin Demirtas, einmal in einem Interview.
Ganz so schlimm wurde es dann nicht, aber das Damokles-Schwert der Verhaftung hing immer über Demirtas.
Der 1973 im Osten der Türkei geborene Demirtas teilt sich den Vorsitz der HDP mit Ko-Chefin Figen Yüksekdag. Im Ausland ist er das Gesicht der Partei. Mit dem Einzug ins Parlament 2015 forderte die HDP Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan heraus. Denn sie schwächte damit die islamisch-konservative Regierungspartei AKP und damit indirekt Erdogan.
Demirtas hat daran großen Anteil. Der charismatische 43-jährige setzte nicht nur auf die Stimmen der Kurden, sondern auch auf die der Erdogan-Gegner. Er porträtierte die HDP als die einzige Partei, die eine „Diktatur“ Erdogans stoppen könne.
Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan, der die HDP für den verlängerten Arm der PKK hält, versuchte immer wieder, Demirtas und seine Partei zu diskreditieren. Gegen den HDP-Chef wird unter anderem wegen des Vorwurfs der PKK-Mitgliedschaft ermittelt.
Demirtas blieb dennoch stets kämpferisch: „Für unsere Freiheit sind wir bereit, jede Art von Widerstand zu leisten“, sagte er erst kürzlich.
Eigentlich ist Demirtas Menschenrechtsanwalt. Er ist verheiratet und hat zwei Töchter.