Milliardenaufträge für deutsche Wirtschaft aus China

Berlin (dpa) - Milliarden-Aufträge aus China: Für die deutsche Wirtschaft wird das boomende Riesenreich immer wichtiger.

Bei den ersten Regierungskonsultationen in Berlin habe China mit der deutschen Wirtschaft Verträge über mehr als 15 Milliarden Dollar (über 10,4 Mrd Euro) geschlossen, sagte Chinas Ministerpräsident Wen Jiabao bei einem Treffen mit Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU).

Auch der Flugzeugbauer Airbus konnte weitere Großaufträge unter Dach und Fach bringen. Airbus-Chef Thomas Enders unterzeichnete in Berlin eine Kaufvereinbarung über 88 Mittelstrecken-Maschinen aus der A320-Familie mit der chinesischen Flugzeug-Holdinggesellschaft CAS. Davon gehen 42 Flugzeuge an die Leasingsparte der chinesischen Großbank ICB. Bei den Maschinen handelt es sich um den langjährigen Kassenschlager der EADS-Tochter Airbus. Laut Preisliste hat der Gesamtauftrag ein Volumen von etwa 7,5 Milliarden US-Dollar (5,3 Milliarden Euro). Allerdings sind in der Branche Rabatte im zweistelligen Prozentbereich üblich.

Der Automobilhersteller Daimler bekam grünes Licht für die Erweiterung seiner Pkw-Produktion und den Bau eines neuen Motorenwerks in China. In die Projekte fließen nach Konzernangaben rund zwei Milliarden Euro. „Mit diesem Rahmenvertrag stellen wir entscheidende strategische Weichen, um am Wachstum des Schlüsselmarkts China langfristig und maßgeblich teilzuhaben“, sagte Daimler-Chef Dieter Zetsche bei der Vertragsunterzeichnung in Berlin.

Noch in diesem Jahr soll die Fertigung des kleinen Geländewagens GLK in China starten. Ab 2013 sollen dann drei Modelle der neuen Kompaktwagen-Familie von Daimler auch in China vom Band laufen. Gleichzeitig soll den Plänen zufolge die lokale Motorenproduktion anlaufen. Das Motorenwerk wird auf eine Jahreskapazität von 250 000 Stück ausgelegt. Daimler erwartet eine kräftig steigende Nachfrage der Chinesen nach hochpreisigen Fahrzeugen. Der Markt für Premium-Kompaktfahrzeuge werde von 770 000 Wagen im vergangenen Jahr bis 2020 auf mehr als zwei Millionen Stück anschwellen, lautet Daimlers Prognose.

Auch Europas größter Autobauer Volkswagen wird weitere Autofabriken in China errichten. Die neuen Standorte entstehen im ostchinesischen Yizheng gemeinsam mit dem Partner Shanghai Volkswagen und im südchinesischen Foshan mit dem Joint Venture FAW-Volkswagen. VW-Chef Martin Winterkorn sagte bei der Vertragsunterzeichnung im Kanzleramt in Berlin, China sei heute schon der weltweit größte Auto-Absatzmarkt und dürfte auch weiterhin wachsen. „Mit neuen, umweltfreundlichen Modellen und dem Ausbau unserer lokalen Produktionskapazitäten will der Volkswagen Konzern dieses Wachstum in China wesentlich mitgestalten.“

In den beiden neuen Werke sollen jeweils 300 000 Autos im Jahr vom Band laufen. Die Produktion soll 2013 beginnen. Mittelfristig will der VW-Konzern die Fertigungskapazität auf jährlich drei Millionen Fahrzeuge erhöhen. 2010 hatte der VW-Konzern in China 1,9 Millionen Autos ausgeliefert.

Siemens will vor allem auch auf den Zukunftsfeldern Energieeinsparung, Elektromobilität und moderne Verkehrssysteme in China weiter vorangekommen. Mit der Chinesischen Nationalen Entwicklungs- und Reformkommission wurde nach Angaben des Konzerns eine weitere enge technologische Zusammenarbeit vereinbart. Dazu unterzeichnete Siemens-Chef Peter Löscher ein Rahmenabkommen.

Die immer stärkere Stellung Chinas auf dem industriellen Sektor wird im nächsten Jahr deutlich, wenn Peking Partnerland der Hannover Messe wird. China gehört bereits derzeit schon zu den stärksten Ausstellernationen der internationalen Industrieschau - in diesem Jahr kamen über 500 Aussteller aus der Volksrepublik. Deutschland ist Chinas größter europäischer Handelspartner. Das gilt insbesondere für die Bereiche Maschinenbau, Autoindustrie, Chemie und Umwelttechnologien.

Damit bringe die deutsche Industrie ideale Voraussetzungen mit, um die Modernisierung der chinesischen Volkswirtschaft zu unterstützen, hieß es beim Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI). Notwendig seien jedoch auch der Abbau von Marktzugangsbeschränkungen und die Schaffung fairer Wettbewerbsbedingungen. Die Hannover Messe wird vom 23. bis 27. April 2012 in Hannover ausgerichtet.