Minutenprotokoll im Griechenland-Drama am 27. Juni
Brüssel (dpa) - Etwa drei Stunden saßen die Finanzminister der Euro-Gruppe mit den Spitzen von EU-Kommission, Internationalem Währungsfonds (IWF) und Europäischer Zentralbank (EZB) zusammen.
Und dann stand fest: Das Hilfsprogramm für Athen wird nicht über den 30. Juni hinaus verlängert, die restlichen Finanzhilfen verfallen Dienstagnacht. Aus Sicht der Euro-Gruppe hat die Athener Regierung mit dem überraschenden Referendum über die Vorschläge der Geldgeber die Verhandlungen beendet. Noch am Samstag beriet die Euro-Runde in Brüssel über Konsequenzen und Maßnahmen zur Stabilisierung der Eurozone - bereits ohne Athens Finanzminister Gianis Varoufakis. Der Tag der Entscheidungen in Brüssel, Athen und Frankfurt/Main:
SAMSTAG, 00.00 Uhr, Brüssel: Griechenlands Regierungschef Alexis Tsipras kündigt überraschend eine Volksabstimmung über das griechische Sparprogramm an.
10.54 Uhr, Athen: Nach den jüngsten Nachrichten bilden sich vor den Geldautomaten in der griechischen Hauptstadt Athen wieder lange Schlangen.
14.20 Uhr, Brüssel: Die Euro-Finanzminister wollen das Hilfsprogramm für Griechenland nicht verlängern. Das sagte der finnische Ressortchef Alexander Stubb in Brüssel schon vor dem Krisentreffen. Und er ergänzt: „Plan B wird nun zu Plan A.“
14.29 Uhr, Brüssel: Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) sieht nach der Ankündigung einer griechischen Volksabstimmung keine Grundlage mehr für weitere Verhandlungen mit Athen.
16.03 Uhr, Athen: Das griechische Parlament debattiert unbeeindruckt vom möglichen Scheitern der Verhandlungen mit seinen Geldgebern weiter über ein Referendum zu den geforderten Sparvorschlägen.
16.59 Uhr, Brüssel: Aus der Eurogruppe verlautet, dass das Rettungsprogramm für Athen nicht mehr über Ende Juni hinaus verlängert wird.
17:32 Uhr, Brüssel: Eurogruppenchef Jeroen Dijsselbloem verkündet in Brüssel, dass das Rettungsprogramm für Griechenland Dienstagnacht ausläuft. 18 Euro-Finanzminister würden nun ohne den griechischen Ressortchef Gianis Varoufakis über die Konsequenzen beraten.
17:33 Uhr, Brüssel: Dijsselbloem kündigt die Vorbereitung von Maßnahmen an, um sicherzustellen, dass jederzeit die Stabilität der Eurozone aufrechterhalten bleibe: „Wir sind entschlossen, die Stärke und die Glaubwürdigkeit der Eurozone zu wahren.“
17:47 Uhr, Brüssel: Dijsselbloem beendet die Pressekonferenz und kehrt zu den Beratungen der Euro-Gruppe zurück. Varoufakis legt auf einer anderen Pressekonferenz seine Sicht der Dinge dar.
19:04 Uhr, Frankfurt/Main: Die Europäische Zentralbank (EZB) berät Kreisen zufolge am Sonntag über die Notkredite für das griechische Bankensystem. Das berichtete die Nachrichtenagentur Bloomberg am Samstagabend unter Bezug auf einen mit der Sache vertrauten griechischen Offiziellen.