Mit Schuhen gegen Wulff: Protest am Schloss Bellevue
Berlin (dpa) - Mit hochgehaltenen Schuhen haben etwa 300 Menschen am Samstag in Berlin gegen Bundespräsident Christian Wulff demonstriert. Auf Plakaten forderten Teilnehmer den Bundespräsidenten vor dessen Amtssitz Schloss Bellevue zum Rücktritt auf.
„Wulff in die Produktion“ hieß es auf Plakaten, oder „Bundespräsidenten haben kurze Beine“. Der Bundespräsident steht wegen eines umstrittenen Privatkredits für einen Hauskauf und seinem Umgang mit Medien massiv unter Druck. Mit der Geste des Schuh-Hochhaltens oder sogar -Werfens werden in der arabischen Kultur Menschen verhöhnt, aber auch Ärger und Verachtung ausgedrückt.
Zum Abschluss der Demonstration kam es nach Angaben der Polizei zu einer Rangelei, in deren Folge ein Demonstrant und ein Polizist verletzt wurden. Einige Demonstranten hatten die Straßenseite wechseln und damit dem Schloss näherkommen wollen, was die Polizei unterband.
Zuvor war der Protest der mit Trillerpfeifen lärmenden Demonstranten friedlich verlaufen. Ein Teilnehmer hielt ein Schild mit dem inzwischen geflügelten Wort „Ich habe fertig“ in die nasskalte Luft. Als Nachfolge-Kandidat für Wulff wurde unter anderem der Kabarettist Georg Schramm empfohlen.
Das Motto der Aktion, zu der sich die Teilnehmer im Internet verabredet hatten, lautete „Wulff den Schuh zeigen - Shoe for you, Mr. President!“. Eine Frau sagte: „Ich bin zunehmend und jeden Tag mehr empört. Das geht jetzt alles zu weit.“ Sie sei beschämt und sehr wütend über Wulffs Verhalten. Der 49-jährige Ulf Hodapp kritisierte vor allem „diese Reisen, dieses Schnorrerverhalten“. Wulff war unter anderem in die Kritik geraten, weil er mehrfach kostenlos in Feriendomizilen von Freunden Urlaub machte.
Ein andere Teilnehmer betonte: „Ich möchte nicht, dass mein Kind in einer Bananenrepublik groß wird“. Wahrscheinlich bringe der Protest ohnehin nichts, aber „man sollte wenigstens zeigen, dass man damit nicht einverstanden ist“.
Auf dem Giebel von Schloss Bellevue wehte die Fahne mit dem Bundesadler. Diese zeigt gewöhnlich die Anwesenheit des Hausherrn an. Bei Reisen oder Terminen außer Haus ist sie eingezogen. Wulff, der am Vortag Sternsinger in seinem Amtssitz empfangen hatte, trat am Samstag nicht vor die Tür.
Auch die Polizei zeigte Präsenz, verhielt sich aber eher diskret. Die Demonstranten durften nicht auf den Gehweg direkt vor dem Schloss, sondern mussten auf der anderen Straßenseite am Tiergarten protestieren. Veranstalter war die Organisation „Creative lobby of future“ (Clof).