Öl-Anlagen des IS werden bombardiert
Damaskus (dpa) - Die USA und ihre arabischen Verbündeten haben Ölanlagen des Islamischen Staates (IS) in Syrien bombardiert, um die Miliz von ihrer wichtigsten Einnahmequelle abzuschneiden. Laut Pentagon verdienen die Extremisten durch Verkauf und Schmuggel von Öl rund zwei Millionen Dollar (1,56 Mio. Euro) am Tag.
Bei den Angriffen in der Nacht zu Donnerstag seien mindestens 14 Extremisten getötet worden, berichtete die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte. Auch fünf Zivilisten seien ums Leben gekommen, unter ihnen ein Kind.
Seit Beginn der Bombardierung in Syrien sind laut den Menschenrechtsbeobachtern mehr als 150 Menschen bei den Angriffen getötet worden. Unter den Opfern seien 84 IS-Kämpfer und 57 Anhänger der radikal-islamischen Al-Nusra-Front, die mit dem Terrornetzwerk Al-Kaida verbunden ist. Die meisten Toten waren demnach Ausländern. Auch 13 Zivilisten kamen ums Leben.
Die Kampfflugzeugen griffen laut dem US-Zentralkommando in Tampa (Florida) im Osten Syriens zwölf Öl-Raffinerien an, die von den Dschihadisten kontrolliert werden. Die Ziele lagen in der Nähe der Städte Dair as-Saur und Hasaka. Erste Hinweise deuteten darauf hin, dass die Einsätze erfolgreich gewesen seien, erklärte das US-Militär. Über das Ausmaß der Schäden an den Anlagen und die daraus folgenden möglichen Einnahmeverluste für die IS-Extremisten lagen keine Angaben vor.
Die IS-Terrormiliz beherrscht im Norden und Osten Syriens ungefähr ein Drittel der Fläche des Landes. Sie kontrolliert dort auch mehrere Ölquellen und Raffinerien. Das Öl wird vor allem in Nachbarländer geschmuggelt. Fachleute halten den IS für die reichste Terrororganisation der Welt.
Pentagonsprecher John Kirby sagte, die USA seien bei den jüngsten Angriffen von Saudi Arabien und den Vereinigten Arabischen Emiraten unterstützt worden. „Die Mehrzahl der Flugzeuge dieser Mission waren Maschinen der Koalition und nicht US-Maschinen.“ Die USA hatten Anfang der Woche gemeinsam mit fünf arabischen Verbündeten erstmals ihre Angriffe auf den IS vom Irak auf Syrien ausgeweitet. Erklärtes Ziel ist es, die Terrormiliz in beiden Ländern zu zerstören.
Französische Kampfflugzeuge flogen zugleich am Donnerstag im Nordirak erneut Luftangriffe gegen die Terrormiliz. Das teilte die Regierung in Paris einen Tag nach der Enthauptung einer französischen Geisel durch algerische Verbündete der Dschihadisten mit. Es war die zweite Angriffswelle, seit Frankreich sich den US-geführten Aktionen gegen die Terrormiliz im Irak angeschlossen hat. Die Terroristen hatten mit der Enthauptung gedroht, sollte Paris die Luftangriffe fortsetzen.
US-Präsident Barack Obama hatte am Mittwoch ein entschlossenes Vorgehen gegen die Extremisten angekündigt. „Die Vereinigten Staaten von Amerika werden mit einer breiten Koalition arbeiten, um dieses Netzwerk des Todes zu zerlegen“, sagte Obama in der Vollversammlung der Vereinten Nationen in New York.
Zugleich lieferten sich IS-Kämpfer und kurdische Volksschutzeinheiten im Norden Syriens heftige Kämpfe in der Nähe der Stadt Ain al-Arabi (Kurdisch: Kobane). Die Extremisten seien bis auf zehn Kilometer an den Ort herangerückt, berichteten syrische Menschenrechtsbeobachter.
Die Terrormiliz versucht seit Tagen, Ain al-Arab einzunehmen. Sie hat im Umkreis der Stadt bereits Dutzende Dörfer erobert und eine neue Massenflucht Richtung Türkei ausgelöst. Die Orte liegen an der türkischen Grenze in einer Enklave, die bisher unter Kontrolle der kurdischen Volksschutzeinheiten stand.
Die oppositionellen Internetseite Smart News meldete, die Dschihadisten hätten die meisten Stellungen in der IS-Hochburg Al-Rakka im Nordosten des Landes geräumt. Zuvor seien Aufklärungsflugzeuge über die Stadt gesehen worden.