Papst vergleicht Kirche mit Stuttgart 21
Freiburg (dpa) - Der Streit um Stuttgart 21 lässt auch den Papst nicht kalt. „Er wollte wissen, wie der Stand der Dinge ist und wie es weitergeht“, sagte Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) am Samstag nach seinem Treffen mit Benedikt XVI. am Flughafen Lahr.
Der Papst habe den Konflikt um das Bahnprojekt sogar mit dem Streit in der katholischen Kirche verglichen. In einem ARD-Interview berichtete Kretschmann, er habe dem Papst geschildert, wie er als Ministerpräsident sich bemühe, dass der Konflikt nicht die Gesellschaft spalte. Ja, das Problem habe er auch, wie er eine pluralistisch werdende Kirche zusammenhalte, habe der Papst geantwortet.
Kretschmann hatte die katholische Kirche vor dem Treffen in einem Zeitungsinterview kritisiert und Reformen verlangt. Bei seinem Gespräch mit Benedikt habe er dies aber nicht angesprochen, sagte Kretschmann, der Mitglied im Zentralkomitee der deutschen Katholiken ist: „Es wäre falsch, den Papst in einem zehn Minuten dauernden Gespräch mit Kritik zu überhäufen. Da habe ich mich als Ministerpräsident über nichts zu beklagen.“
Der Deutschlandbesuch des Papstes werde sicher Auswirkungen haben, sagte der Grünen-Politiker. „Das ist durchaus inspirierend, was dieser intellektuelle Papst sagt, aber die Kirchenprobleme löst man nicht in drei Tagen.“
Weitere Themen des Gesprächs waren die Integration der Muslime in Baden-Württemberg und der ökologische Umbau der Wirtschaft. Er habe dem Gast aus Rom gesagt, dass an der Universität Tübingen ein Lehrstuhl für islamische Theologie eingerichtet wurde, erzählte Kretschmann in der ARD. In der „Bild am Sonntag“ sagte er: „Die ökologische Wende in der Wirtschaft, die wir in Baden-Württemberg anstreben, hat ihn sehr interessiert und bewegt. Er hat uns sehr bestärkt, diesen Weg weiterzugehen.“