Parteien analysieren Wahlausgang in Mecklenburg-Vorpommern

Schwerin/Berlin (dpa) - Die Landtagswahl in Mecklenburg-Vorpommern mit der schweren Niederlage der CDU und dem Triumph der AfD beschäftigt die Parteigremien in Schwerin und Berlin.

Foto: dpa

Die SPD von Ministerpräsident Erwin Sellering gewann trotz deutlicher Verluste die Wahl und kann sich nun aussuchen, mit wem sie regieren will - wie bisher mit der CDU oder mit der Linken.

Die CDU musste in der politischen Heimat von Kanzlerin Angela Merkel erstmals in einem Bundesland die rechtspopulistische AfD an sich vorbeiziehen lassen. Grüne, FDP und NPD scheiterten an der Fünf-Prozent-Hürde. Die Linke fuhr eines ihrer schlechtesten Ergebnisse in Ostdeutschland ein.

Sellering ließ zunächst offen, mit welchem Partner er in den kommenden fünf Jahren regieren will. Er will nun mit den infrage kommenden Parteien reden. Gegen eine neue Koalition mit der CDU spreche nichts. Die SPD habe aber auch schon sehr gut mit der Linken regiert, sagte er. Eine Zusammenarbeit mit der AfD hatten alle Parteien im Wahlkampf ausgeschlossen.

Nach dem vorläufigen amtlichen Endergebnis kam die SPD auf 30,6 Prozent der Stimmen. Zweitstärkste Kraft wurde die AfD mit 20,8 Prozent. Dahinter landeten die CDU mit 19,0, die Linke mit 13,2 und die Grünen mit 4,8 Prozent. FDP (3,0) und NPD (3,0) verpassten klar den Einzug in den Landtag. Dies ergibt folgende Sitzverteilung: SPD 26, AfD 18, CDU 16, Linke 11. Die Wahlbeteiligung lag mit 61,6 Prozent deutlich über der von 2011 (51,5).

Der Politikwissenschaftler Werner Patzelt sprach in der „Nordwest-Zeitung“ von einem „Misstrauensvotum gegen Angela Merkel und die CDU“.

Mit dem Erfolg vom Sonntag sitzt die AfD nun in 9 der 16 Landesparlamente. Erstmals holte sie auch Direktmandate. „Vielleicht ist das heute der Anfang vom Ende der Kanzlerschaft Angela Merkels“, sagte AfD-Spitzenkandidat Leif-Erik Holm. AfD-Bundesvize Alexander Gauland maß dem Ergebnis große Symbolkraft für die Bundestagswahl 2017 zu.

Der CSU-Ehrenvorsitzende Edmund Stoiber forderte die Kanzlerin zu einer ehrlichen Analyse der Wahl auf: „Es ist sicherlich keine Stärkung, wenn im eigenen Land am Volksparteicharakter der CDU gekratzt wird“, sagte er dem „Münchner Merkur“ mit Blick darauf, dass Merkels Bundestagswahlkreis in Mecklenburg-Vorpommern liegt. Bayerns Finanzminister Markus Söder (CSU) forderte einen „Kurswechsel“ in Berlin. „Die Stimmung der Bürger lässt sich nicht mehr ignorieren“, sagte er der „Bild“-Zeitung.

CDU-Vize Armin Laschet nannte das Abschneiden seiner Partei in der „Rheinischen Post“ eine „bittere Niederlage“. Der CSU-Innenpolitiker Stephan Mayer sagte der „Huffington Post“, die Bundesregierung habe zwar seit 2015 in der Flüchtlingspolitik viel verändert, „doch bei vielen Wählern ist das offenbar nicht angekommen“. Die CDU müsse unbedingt ihre Kommunikation zu dem Thema ändern.

SPD-Vize Ralf Stegner wertete den Wahlausgang als „schwere persönliche Niederlage für die Kanzlerin“. Der CDU-Innenpolitiker Wolfgang Bosbach warnte in der „Welt“ davor, wegen der Wahl Merkels Kanzlerkandidatur 2017 infrage zu stellen: „In dieser schwierigen Situation eine Personaldebatte in der Union zu beginnen, würde mehr Probleme schaffen als lösen“, sagte er.

In zwei Wochen wird in Berlin ein neues Landesparlament gewählt. Bis zur Bundestagswahl im September kommenden Jahres gibt es mit den Wahlen im Saarland (26. März), in Schleswig-Holstein (7. Mai) und in Nordrhein-Westfalen (14. Mai) drei weitere politische Stimmungstests.