Parteifreunde von Strauss-Kahn sind schockiert

Paris (dpa) - Der Vorwurf der versuchten Vergewaltigung gegen IWF-Chef Dominique Strauss-Kahn hat in dessen Heimatland Frankreich für Bestürzung und Entsetzen gesorgt.

Die Führungsfiguren der größten Oppositionspartei PS zeigten sich am Sonntag schockiert über die Anschuldigungen gegen ihren Genossen, der als aussichtsreichster linker Kandidat für die Präsidentschaftswahlen 2012 galt. Vereinzelt gab es die ersten Forderungen nach einem schnellen Rücktritt von seinem Chefposten beim Internationalen Währungsfonds (IWF) in Washington. Die französische Regierung rief zunächst nur dazu auf, das Prinzip der Unschuldsvermutung zu respektieren.

Im Lager der Linken löste die Nachricht von der Festnahme ein Erdbeben aus. Sozialisten-Chefin Martine Aubry sagte, die Nachricht habe sie wie ein „Donnerschlag“ getroffen. „Das ist ein Schock“, kommentierte die Ex-Präsidentschaftskandidatin Ségolène Royal. Ex-Parteichef François Hollande nannte die Vorwürfe eine „schreckliche Nachricht“ und rief wie viele andere dazu auf, keine Vorverurteilung vorzunehmen. „Wir müssen sehr vorsichtig sein“, sagte Hollande.

Teile des rechten Lagers zeigten sich in dieser Beziehung weniger zurückhaltend. Der konservative Abgeordnete Bernard Debré von der Regierungspartei UMP nannte die Affäre „demütigend für Frankreich“ und gab sich überzeugt, dass an den Vorwürfen etwas dran sei. Wenn es keinen ernsten Tatverdacht gebe, würde die US-Polizei einen Mann wie Strauss-Kahn nicht aus einem Flugzeug holen, betonte Debré.

Die Parteichefin der rechten Partei Front National, Marine Le Pen, kommentierte zu DSK: „Er ist als Kandidat für das höchste Staatsamt definitiv diskreditiert.“ Strauss-Kahn könne seiner Ansicht nach nicht IWF-Chef bleiben, meinte der frühere sozialistische Politikberater Jacques Attali.

Strauss-Kahn-Anhänger Jean-Marie Le Guen sagte hingegen, die Vorwürfe passten überhaupt nicht zu DSK. Le Guen hatte Frankreichs Präsidenten Sarkozy erst am Samstag eine Hetzkampagne gegen seinen Freund vorgeworfen. In den Medien war zuvor tagelang der luxuriöse Lebensstil DSKs diskutiert worden. Auslöser war ein Bild des IWF-Chefs mit einem teuren Porsche.