Peter, Özdemir, Kellner - die neue Grünen-Führung
Berlin (dpa) - Simone Peter und Cem Özdemir bilden nach dem Rückzug von Claudia Roth das neue Spitzenduo bei den Grünen, Michael Kellner folgt auf Steffi Lemke als Bundesgeschäftsführer - die Grünen-Führung im Porträt:
SIMONE PETER (47): Sie war 2009 - 2012 Umweltministerin in der Saar-Koalition aus CDU, FDP und Grünen. Sie erwarb sich Ansehen im Land, war mitverantwortlich für einige Erfolge der Grünen, empfand das Bündnis von Grünen und Union aber auch als schwierig.
Klima und Energie sind die Herzensthemen der Mikrobiologin. Promoviert hat sie über die Rolle von Plankton im Sauerstoffhaushalt von Saar und Mosel. Dann hat sie unter anderem für die Europäische Vereinigung für Erneuerbare Energien (Eurosolar) Konzepte für eine Dezentralisierung der Energieversorgung erarbeitet.
Die Parteilinke galt schon vor der Bundestagswahl als gesetzt für den Fall eines Rückzugs Roths und weiß, dass sie kein leichtes Erbe antritt. „Ich will Claudia gar nicht ersetzen“, sagt sie. Ihr Landtagsmandat will sie niederlegen und ihren Platz in ihrer Zwei-Personen-Fraktion räumen. Mit ihrem Mann und ihrem siebenjährigen Sohn hatte sie ihre Kandidatur abgesprochen.
CEM ÖZDEMIR (47): Özdemir ist der erfahrenste Politiker der Grünen-Führung. Der gelernte Erzieher machte während der rot-grünen Regierung 1998 bis 2002 als Innenexperte im Bundestag durch Eloquenz auf sich aufmerksam. Dann stolperte er über die Privatnutzung von Vielflieger-Rabatten. Nach einem Stipendium in den USA und der Hochzeit mit einer Argentinierin wurde er 2004 Europa-Abgeordneter und startete seine Karriere als Außenexperte ein zweites Mal.
Nach einigem Zögern gab Özdemir 2008 die Bewerbung für den Parteivorsitz bekannt - er wurde der erste Parteichef mit türkischen Wurzeln. Nun wurde er das dritte Mal im Amt bestätigt. Nachdem ihm sein Südwest-Landesverband 2008 noch einen sicheren Listenplatz verwehrt hatte, sitzt Özdemir heute auch wieder im Bundestag. In die Migrantenszene strahlt er genauso aus wie in den Mittelstand.
Als Vater ist ihm wichtig, nicht nur Politik zu machen, sondern etwa auch mal zum Elternabend zu gehen. Die türkische Zuwandererfamilie Özdemir lebte in Bad Urach. Einen schwäbischen Zungenschlag hat er behalten. Zu den Grünen kam er mit 15 Jahren.
MICHAEL KELLNER (36): In Gera geboren, engagiert sich Kellner seit 1997 bei den Grünen. Er studierte in Potsdam, saß im Brandenburger Landesvorstand seiner Partei und trat bei der Landtagswahl 2004 als Direktkandidat im Wahlkreis des damaligen SPD-Ministerpräsidenten Matthias Platzeck an. Von 2005 bis 2009 war er Claudia Roths Büroleiter. In der Partei profilierte er sich mit Programmarbeit, unter anderem als Sprecher der Bundesarbeitsgemeinschaft Frieden.
Dass die Parteilinken oft besser sortiert erscheinen als die Grünen-Realos, geht auch auf Leute wie Kellner zurück. So baute er ein Forum im Internet namens „Grün.Links.Denken“ zum Austausch und zur inhaltlichen Weiterentwicklung mit auf. „Die Summe der Partei ist größer als der Realo- und der Linkenflügel zusammen“, betont er aber. In der vergangenen Wahlperiode war Kellner, der mit Frau und zwei kleinen Kindern in Berlin lebt, Mitarbeiter des Außenpolitik-Experten Frithjof Schmidt im Bundestag.