Philipp Rösler: Smarter Hoffnungsträger
Berlin (dpa) - Die FDP steht vor schweren Zeiten - schwer würde es auch für Philipp Rösler, wenn er ins Chefamt der Partei katapultiert würde.
Rösler ist neben Christian Lindner (32) und Daniel Bahr (34) mit 38 der älteste der jungen Hoffnungsträger. Er ist meist freundlich, fröhlich und schlagfertig, mag McDonald's und unprätentiöses Auftreten. Als Gesundheitsminister ist er ohne große Blessuren durch die ersten eineinhalb Jahre Schwarz-Gelb gegangen. Sein wichtigstes Gesetz, die Gesundheitsreform, trug mit deutlicher Beitragserhöhung aber womöglich zur Enttäuschung der von seiner Partei geweckten Hoffnungen auf „Mehr Netto vom Brutto“ bei.
Wurde er jüngst gefragt, ob er sich vorstellen könne, Nachfolger des Vorsitzenden Guido Westerwelle zu werden, scherzte Rösler: „Es gibt keine Umfrage, bei der ich nicht an letzter Stelle stehe, außer ich glaube zwei, und da steht der Bundesaußenminister an letzter Stelle.“ Tatsächlich galt das Amt des Gesundheitsministers als Manko für die Rolle des Parteichefs.
Als Rösler Anfang der 90er Jahre mit 19 in die FDP kam, hatte die gerade eine Hochphase. Man schwärmte von einem liberalen Jahrzehnt, erzählt er. „Das hat sich dann ein bisschen anders entwickelt.“ Die FDP fiel in ein Tief, eine Lehre daraus sei für ihn, dass man Hoffnungen nicht enttäuschen dürfe. „Auch dieses Mal wieder haben wir die Menschen nach der Bundestagswahl dramatisch enttäuscht.“
Westerwelle gegenüber blieb er loyal. Der hatte den Zögernden - der in Niedersachsen erst Fraktionschef und dann Wirtschaftsminister war - im Herbst 2009 zum Gesundheitsminister gemacht. Als Präsidiumsmitglied und Landesvorsitzender in Niedersachsen ist er seit einem halben Jahrzehnt am FDP-Kurs beteiligt. Vor dem vergangenen Dreikönigstreffen ging er als Mitautor eines Beitrags über die „personell und politisch erschöpfte Funktionspartei“ in Stellung. Auf Parteitagen kommt Rösler gut an.
Seine Ironie kommt meist unauffällig daher, manchmal zünftig, wie beim niederbayerischen Gillamoos-Volksfest, als er sich über den „Zickenterror“ von Außenminister Westerwelle und Kanzlerin Merkel lustig machte. Über die Erfahrungen als Bundesminister macht er gern Scherze, scheint sich manchmal wie von außen zu sehen. Als sich CSU-Chef Horst Seehofer bei der Gesundheitsreform gegen ihn stellte, dachten viele, er sei ein Leichtgewicht. Dann hat er dem Bayern doch einiges abgetrotzt.
Geboren in Vietnam wurde er als Flüchtlingskind von einem deutschen Ehepaar adoptiert. Nach Trennung der Eltern blieb Rösler bei seinem Vater, einem Bundeswehroffizier und SPD-Mitglied. In Auftritten vor Ärzten und Funktionären bringt Rösler mit Erzählungen aus seiner Arztzeit die Lacher auf seine Seite, promoviert hat er 2002 in Herz-Thorax-Gefäßchirurgie. Nach dem Abi 1992 war Rösler in die Bundeswehr eingetreten, als Stabsarzt verließ er sie. 2002 heiratete er seine Frau Wiebke. Seine Zwillinge in Hannover vermisst er, Rösler plaudert und schwärmt oft von ihnen.
Politisch will er eine FDP auch jenseits von reinem Steuersenkungs- und Wirtschaftsprofil. Ethische Fragen liegen dem Katholiken. „Mit 45 Jahren ist Schluss“, hatte Rösler aber schon vor seinem steilen Aufstieg beteuert. Bislang blieb er dabei. Eloquent war er schon im niedersächsischen Landtag.
Im Haifischbecken Gesundheit konnte Rösler sein Motto bislang gut gebrauchen: „Bambus wiegt sich im Wind, biegt sich im Sturm, aber er bricht nicht.“ Als Parteichef dürfte er angesichts von Atomausstieg, riesigem Geldbedarf und Klimawandel großes Geschick benötigen.