Porträt: Ahlhaus fremdelt mit Hamburg und verliert

Hamburg (dpa) - Regierungschef Christoph Ahlhaus trat nicht an wie der Amtsinhaber, sondern wie ein Herausforderer - und scheiterte. Seine Partei holte am Sonntag das schlechteste Hamburger CDU-Ergebnis aller Zeiten, für Ahlhaus eine herbe politische Niederlage.

Gerne hätte der 41-Jährige bis zur regulären Wahl 2012 weiter mit den Grünen regiert. Doch dann entzog ihm überraschend die GAL das Vertrauen - und nun auch die Hamburger Wählerschaft. Schon bei der Stimmenabgabe strahlte Ahlhaus wenig Zuversicht aus. Sein Lächeln wirkte angestrengt, schließlich lag die CDU schon in den Umfragen weit zurück.

Dabei hätte es für ihn so glatt laufen können. Bescheiden hatte Ahlhaus nie öffentlich Anspruch auf das höchste Regierungsamt im Stadtstaat erhoben. Als Innensenator stand der in der CDU gut vernetzte Vorsitzende des Kreisverbandes Nord seinem Chef Beust stets loyal gegenüber - obwohl beide kaum unterschiedlicher sein könnten. Anders als Beust steht Ahlhaus für den bürgerlich-konservativen Flügel der Partei.

Nach Beusts Abgang im Zuge der gescheiterten Schulreform übernahm Ahlhaus das Amt des Bürgermeisters, konnte aber nicht an die Popularität seines Vorgängers anknüpfen. Ende November, noch innerhalb der sonst üblichen 100-tägigen Schonfrist, stellten ihm die Grünen den Stuhl vor die Tür und leiteten damit bereits die schwere Wahlniederlage der CDU ein. Dennoch kündigte Ahlhaus am Sonntag an, die Gründe für das Scheitern der Hamburger CDU zu analysieren und seinen Teil zu einer kraftvollen Oppositionspartei beizutragen.

Als Innensenator in Deutschlands erster schwarz-grüner Koalition auf Landesebene hatte sich der Bankkaufmann mit juristischem Staatsexamen zurückhaltend gegeben, um sich als Bürgermeister gar als Mann mit einem „grünen Herz“ zu outen. Genützt hat es ihm nichts. Gründe für sein Scheitern bei der Wahl gibt es viele. Einer liegt darin, dass der gebürtige Heidelberger von den Hamburgern nie als einer der ihren akzeptiert wurde.

Für Aufsehen sorgte Ahlhaus, seit 1985 CDU-Mitglied, auch mit hohen Ausgaben. So wurde bekannt, dass die Sicherungsmaßnahmen an seiner Villa den Steuerzahler rund eine Million Euro kosten. Ahlhaus erklärte, er folge nur den Empfehlungen des Landeskriminalamts. So hatte er auch 2009 argumentiert, als ihm vorgeworfen wurde, in Paris Privatfahrten im Dienstwagen nicht gesondert abgerechnet zu haben.

Negative Auswirkungen hatten auch die Hochglanzfotos in der Illustrierten „Bunte“. Ahlhaus ließ sich - ganz unhanseatisch - mit Gattin Simone in Schlossherrenmanier in einem Hamburger Nobelhotel ablichten. Geunkt wurde, er habe damit seinem Image als Mann, „der nach Delmenhorster Fußgängerzone aussieht“ („Hamburger Abendblatt“), etwas entgegensetzen wollen. Nach dem Absturz vom Sonntag ist es mit der Schlossherrenmanier mit Sicherheit vorbei.