Porträt: Dora Heyenn - Unideologisch, doch hart

Hamburg (dpa) - Schon am Sonntagmorgen wirkte Dora Heyenn zuversichtlich. Die 61-Jährige schaffte mit der Linken zumindest das Minimalziel: den erneuten Einzug in die Hamburger Bürgerschaft.

Das Ergebnis von 2008 (6,4 Prozent) konnte die Partei nach ersten Hochrechnungen von ARD und ZDF zwar kaum verbessern. Heyenn hatte aber schon vor der Wahl angekündigt, starke Oppositionsarbeit leisten zu wollen.

Heyenn gilt als unideologische, aber in der Sache als geradezu sture Politikerin. Eigentlich ist sie Lehrerin. Und will das auch nicht missen. Obwohl als Fraktionsvorsitzende voll eingespannt, unterrichtet sie in Teilzeit weiter Biologie und Chemie. Das erde sie, sagt sie mit Blick auf den teilweise abgehobenen Politikbetrieb. Heyenn war fast drei Jahrzehnte in der SPD, saß für sie auch im Kieler Landtag.

1999 trat die Bauerstochter von der Insel Fehmarn aus der SPD aus und fand 2005 „in bewusster Opposition zur Agenda 2010“ über die „Wahlalternative Arbeit und Soziale Gerechtigkeit“ (WASG) und ihr politisches Leitbild Oskar Lafontaine zurück in die Politik. Später war sie an der Gründung der Partei Die Linke beteiligt.

Die Kluft zwischen Arm und Reich, die soziale Spaltung der Stadt und die Ungerechtigkeiten im Bildungssystem mag sie nicht ertragen. Auch deshalb wirft sie dem SPD-Spitzenkandidaten Olaf Scholz vor, mit den Hartz-Gesetzen die Arbeiterbewegung verraten zu haben. „In mir steckt mehr Sozialdemokratie als in ihm.“ Im politischen Alltag gilt sie auch bei anderen Parteien als geschätzte Gesprächspartnerin. Heyenn war bis zu dessen Tod im Januar 2009 mit dem langjährigen SPD-Bundestagsabgeordneten Günther Heyenn verheiratet.