Porträt: FDP-Spitzenmann Meyer
Berlin (dpa) - Eigentlich hat es der Berliner FDP-Spitzenkandidat Christoph Meyer mit 36 Jahren schon weit gebracht. Seit zwei Jahren führte er die FDP-Fraktion im Abgeordnetenhaus und seit gut einem Jahr auch den Landesverband.
Doch kaum, dass am Wahlsonntag die ersten Prognosen über die Fernehsender liefen, gab es die erste Rücktrittsforderung. Meyer selbst sprach von einer bitteren Niederlage, auch für ihn persönlich. „Wir haben auf der Straße erlebt, dass der Markenkern der FDP beschädigt ist.“
Angesichts der für die FDP konstant schlechten Umfragen hatte Meyer es im Wahlkampf nicht leicht. Seine Partei lag monatelang unter fünf Prozent und fühlte sich an die Zeit vor 2001 erinnert, als sie nicht im Parlament war. Wenige Tage vor der Abgeordnetenhauswahl versuchte die FDP noch mit Kritik am Euro-Rettungskurs der Bundeskanzlerin zu punkten.
Meyer wurde in Berlin geboren und verbrachte sein ganzes Leben in seiner Heimatstadt. Nach dem Abitur absolvierte er eine Ausbildung zum Bankkaufmann und studierte dann Jura. Seit 2008 ist er Rechtsanwalt. Als 18-Jähriger trat Meyer in die FDP ein, 2002 zog er als Nachrücker von Günter Rexrodt in das Abgeordnetenhaus ein. Von 2006 bis 2009 war er Vize-Fraktionsvorsitzender, seit April 2009 führt er die Fraktion.
Meyers Vorgänger an der Spitze der Fraktion, Martin Lindner, hatte als Spitzenkandidat 2006 noch 7,6 Prozent der Wählerstimmen geholt. Christoph Meyer gilt zwar in vielen Einschätzungen als sympathischer und zugänglicher als Lindner, kommt aber an dessen Fähigkeiten als Redner nicht heran.
Als Lindner in den Bundestag wechselte, verlor die Berliner FDP ihren polarisierenden Frontmann. Meyer konnte die Lücke nicht füllen. Er blieb zu blass und rhetorisch zu unauffällig, um die FDP als bürgerliche Oppositionskraft neben CDU und Grünen zu etablieren. Zugleich musste er mit dem schlechten Auftreten der Bundespartei und dem Absturz des Bundesvorsitzenden Guido Westerwelle kämpfen.