Porträt: Joachim Hunold - Mister Air Berlin
Berlin (dpa) - Joachim Hunolds Lieblingsgeschichte handelt von einem hemdsärmeligen Rheinländer. Dieser jagte den Amerikanern nach der Wende die Lufthoheit über Berlin ab und übernahm deren Fluglinie Air Berlin.
Es ist Hunolds eigene Geschichte. 20 Jahre ist das nun her.
Mittlerweile ist der anfangs US-geführte Ferienflieger die deutsche Nummer 2 hinter Lufthansa. Joachim Hunold war Air Berlin, die Fluggesellschaft war sein Lebenswerk. „Flugzeuge im Bauch, im Blut Kerosin“ - die Botschaft aus einem früheren Werbelied des Unternehmens schien der Chef durch alle Höhen und Tiefen zu verkörpern. Doch nun hört der Kämpfer auf, und das in schwierigen Zeiten: „Es muss auch eine Zeit nach mir geben“, sagt er zu seinem Rückzug.
Der vierfache Vater ist ein Mann, der die Offensive liebt, deutliche Worte und die Rolling Stones. Der gebürtige Düsseldorfer trägt den Karnevalsorden „Wider den tierischen Ernst“ und es konnte vorkommen, dass er im Bordmagazin politische Kommentare schreibt. „Eine Kämpfernatur“, heißt es oft über ihn.
Sein Jura-Studium brachte Hunold nicht zu Ende, stattdessen kellnerte er in der Düsseldorfer Altstadt. Später heuerte er beim Be- und Entladen der Maschinen am örtlichen Flughafen an, wechselt in den Verkauf des Ferienfliegers LTU, wo er schnell aufstieg.
Air Berlin baute er später durch Zukäufe - darunter sein alter Arbeitgeber LTU - immer weiter aus, doch seit drei Jahren schon verdient das Unternehmen kein Geld. Hunold hat immer wieder schwarze Zahlen in Aussicht gestellt, doch viele Anleger trauen seine Versprechungen nicht mehr. Während die Lufthansa-Aktie in den vergangenen beiden Jahren abhebt, bleibt Air Berlin am Boden.
Für Gewerkschafter ist der 61-Jährige ein rotes Tuch. Lange hielt er Betriebsräte aus dem Konzern heraus und lehnte Tarifverträge ab. Umweltschützer kürten ihn zum „Dinosaurier“, weil sie bei ihm das ökologische Gewissen vermissten.
So ganz Abschied will der 61-Jährige von seiner Air Berlin nicht nehmen, er sitzt künftig im Verwaltungsrat. „Mir liegt das Unternehmen am Herzen“, sagt Hunold.