Experte: Air Berlin braucht neues Geschäftsmodell
Frankfurt/Main (dpa) - Experten zweifeln schon länger am Geschäftsmodell der Air Berlin. Das Unternehmen müsse sich nach dem Rückzug von Joachim Hunold neu orientieren, sagte der Luftverkehr-Investmentbanker Ulrich Puls der Nachrichtenagentur dpa am Donnerstag in Frankfurt.
Ex-Bahnchef Hartmut Mehdorn sei als harter Sanierer der richtige Mann zur richtigen Zeit. Eine Schlüsselrolle könnte dem türkischen Großaktionär ESAS Holding zukommen.
„Ich kenne in Europa keine andere Fluggesellschaft mit einem Geschäftsmodell wie Air Berlin“, sagte der Manager der Berliner IEG. In der Vergangenheit hätten die Unternehmen entweder mit Interkontinentalflügen gutes Geld verdient oder mit knallhartem Low-Cost-Betrieb, wie es die irische Ryanair vorgemacht hat.
Air Berlin sei hingegen auf der Langstrecke relativ schwach und trete auch nicht als Preisbrecher auf, sagte Puls. Hunold habe versucht, die teils sehr unterschiedlichen Teile seines Unternehmens unter einem Dach zu vereinen und es trotz allen Wachstums nicht geschafft, Air Berlin profitabel zu machen. „Da ist erheblicher Druck auf dem Kessel.“
Die Zukunft des Unternehmens sei durchaus unsicher, meinte der Experte. Es komme auch eine Zerschlagung in Frage. Spannend sei in diesem Zusammenhang das Verhalten der Allianz-Partner aus dem Bündnis „One World“ unter Führung des Lufthansa-Konkurrenten British Airways. Denkbar sei auch eine engere Zusammenarbeit von Air Berlin mit der türkischen Pegasus-Airline des Großaktionärs ESAS.
„Der Lufthansa muss am Erhalt des größten nationalen Konkurrenten gelegen sein“, sagte Puls. Der starke Markenauftritt von Air Berlin habe möglicherweise finanziell potentere Unternehmen von einem Markteinstieg in Deutschland abgehalten. Kurzfristig werde die Kranich-Linie aber von dem geringeren Angebot der Berliner profitieren.