Porträt: Separatisten-Wortführer Wjatscheslaw Ponomarjow
Slawjansk (dpa) - Noch bis vor kurzem hat den 48 Jahre alten Wjatscheslaw Ponomarjow aus der ostukrainischen Großstadt Slawjansk kaum jemand gekannt - und schon gar nicht in der Weltpolitik.
Doch seit der selbst ernannte „Volksbürgermeister“ der 120 000-Einwohner-Stadt jetzt deutsche Militärbeobachter und andere Ausländer in seiner Gewalt hat, muss sich nun sogar die internationale Politik mit dem prorussischen Separatisten befassen.
Selbstbewusst fordert der frühere Geschäftsmann, der am 2. Mai 1965 - noch zu tiefsten Sowjetzeiten - in Slawjansk zur Welt kam, die EU auf, ihre Sanktionen gegen ukrainische und prorussische Funktionäre zurückzunehmen. Ansonsten wolle er die Gefangenen nicht freilassen.
Erst Mitte April hatte Ponomarjow die politische Bühne betreten. Im Geist sei er ein echter Revolutionär, meinte russischen Medien zufolge einmal sein Geschäftspartner Iwan Degtjar. Der holte ihn einst als Miteigentümer in seine Seifenfabrik.
Der untersetzte Mann mit dem Stiernacken und geschorenem Haar tritt gern bürgernah in einer schwarzen Trainingsjacke auf. Dass an seiner linken Hand Zeige- und Mittelfinger und im Mund mehrere Zähne fehlen, werteten Beobachter zuletzt als Zeichen eines bewegten Lebens.
Nach dem Dienst in der Sowjetarmee und in der Marine und dem Zerfall des Kommunismus verdiente er in den chaotischen 1990ern mit verschiedenen Geschäften Geld, handelte zeitweilig auch mit Autos und Immobilien.
Sich selbst bezeichnete der geschiedene Ponomarjow in Interviews als bescheiden. Was er an Geld verdiene, gebe er seiner Mutter und seinem Sohn zum Leben.