Porträt: Sturer Staatsmann ohne Visionen
Kairo (dpa) - Ägyptens früherer Präsident Husni Mubarak hatte für einen Offizier aus der Provinz eine beeindruckende Karriere hinter sich, als ihn sein Volk aus dem Amt jagte. Fast 30 Jahre lang hatte der Sohn eines Beamten das volkreiche arabische Land regiert.
Am Ende drängten ihn seine Generäle zum Rücktritt. Doch ohne die zahllosen Demonstranten, die Anfang 2011 auf dem Tahrir-Platz in Kairo, in Alexandria und Suez tagelang Parolen gegen den Staatschef schrien, wäre er vermutlich bis zu seinem Tod Präsident geblieben.
Am 11. Februar 2011 gab Mubarak die Macht ab. Am 2. Juni 2012 verurteilte ein Strafgericht den 84-Jährigen wegen der Mitschuld am Tod von über 800 Demonstranten zu lebenslanger Haft. Mubarak blieb bis zuletzt ohne Reue.
Sein moderater außenpolitischer Kurs und seine ständigen Bemühungen als Vermittler im Nahost-Konflikt hatten ihn einst zu einem verlässlichen Partner für den Westen gemacht. Dafür drückten die Verbündeten in den USA und Europa auch gerne ein Auge zu, wenn die Führung in Kairo Menschenrechte verletzte, Wahlen manipulierte und andere undemokratische Praktiken zuließ.
Wie seine Vorgänger Gamal Abdel Nasser und Anwar el Sadat gelangte auch Mubarak, der im Krieg gegen Israel 1973 die Luftwaffe befehligte, über eine militärische Karriere an die Spitze des Staates. 1975 ernannte ihn Sadat zum Vizepräsidenten. Daher fiel Mubarak nach dessen Ermordung 1981 das höchste Staatsamt zu. Mit großer Beharrlichkeit baute Mubarak, der am 4. Mai 1928 im Nildelta geboren wurde, seine Macht aus.
Mubarak war etwa 20 Jahre lang unangefochten der einflussreichste Staatschef der Region. Erst in seinen letzten Lebensjahren machte ihm der noch ältere saudische König Abdullah diesen Platz streitig. Er nutzte dabei seinen Titel „Hüter der heiligen Stätten“, um sich als „islamische Führungspersönlichkeit“ gegen Mubarak zu profilieren, der die radikalen Islamisten auf Abstand hielt.
Innenpolitisch fuhr Mubarak einen Zickzack-Kurs. Gegen islamische Extremisten, die in den 1990er Jahren Intellektuelle, ausländische Touristen, koptische Christen und Staatsdiener töteten, ging er mit harter Hand vor. Später machte er aber große Zugeständnisse an die weniger radikalen Islamisten, deren Einfluss in der Bevölkerung kontinuierlich zunahm.
Seinen Prozess erlebte Mubarak als schwer kranker Mann. Die Haft verbrachte er in der Gefängnisklinik. Bis zu seinem Schlaganfall hatten sich viele Ägypter gewünscht, dass der einst verehrte und später zunehmend verhasste Herrscher mit der Todesstrafe für seine Taten büßen müsse.