Probleme im Bahnverkehr auch nach Streikende
Berlin/Dresden (dpa) - Auch nach dem Ende des Lokführerstreiks müssen Fahrgäste der Bahn mit Zugausfällen und Verspätungen rechnen. Am Sonntag fahren im Fernverkehr auch auf den Hauptstrecken nur 60 Prozent der üblichen Züge.
Erst am Montag soll dann wieder der normale Fahrplan gelten, wie eine Bahn-Sprecherin am Sonntag sagte. „Darauf liegt unser Fokus.“ Im Nah- und Regionalverkehr sieht es besser aus, dort sollen im Schnitt etwa zwei Drittel der normalen Verbindungen rollen. In Norddeutschland allerdings sorgen die Auswirkungen von Brandanschlägen auf Bahnanlagen weiterhin für zusätzliche Probleme.
Die Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) hatte ihren Streik am Samstagabend um 18.00 Uhr beendet - nach 64 Stunden im Personenverkehr und 75 Stunden im Güterverkehr. Die Lokführer kehrten früher als geplant zurück an die Arbeit, ursprünglich wollte die GDL bis Montagfrüh streiken. Es war der sechste Ausstand in der laufenden Tarifrunde.
Besonders im Fernverkehr fallen noch Verbindungen aus. „Oft sind Züge und Personal nicht dort, wo wir sie brauchen, vor allem im Fernverkehr“, sagte ein Sprecher. Besonders große Probleme gibt es in Norddeutschland. In Bremen, Hamburg, Niedersachsen und Schleswig-Holstein bleibe auch am Sonntag der Ersatzfahrplan in Kraft, sagte der Bahnsprecher: „Wir gehen davon aus, dass dort weiter nur etwa fünfzig Prozent der Züge fahren.“ Die Bahn habe aber ihre Reparaturarbeiten inzwischen beendet, sagte eine Sprecherin.
Unbekannte hatten am Samstag in Bremen, Niedersachsen und Brandenburg in Kabelschächten entlang der Gleise Feuer gelegt. Die Polizei prüft inzwischen ein Bekennerschreiben von angeblichen Atomkraftgegnern, das auf einem linken Medienportal veröffentlicht wurde.
Im festgefahrenen Tarifkonflikt zwischen Bahn und GDL gibt es bislang keinen Termin für neue Verhandlungen. GDL-Chef Claus Weselsky sagte am Samstag auf dem Leipziger Hauptbahnhof: „Wir diskutieren jetzt erstmal nicht über Streiks. Wir warten auf Verhandlungen.“
Bahnchef Rüdiger Grube forderte die GDL zum Einlenken auf. Diese müsse sich „ihrer Verantwortung bewusst und zu Kompromissen bereit sein“, sagte er der „Bild am Sonntag“. Die Bahn sei jederzeit zu Verhandlungen bereit. „Jeder Tag zählt.“
Die Schuld an der neuerlichen Eskalation gab Grube der GDL und deren Chef Weselsky: „Wir haben Kompromisse angeboten, sogar mehrere Schlichtungen vorgeschlagen. Die GDL sagt aber bisher zu allem kategorisch Nein. Selbst zu den Vergleichsvorschlägen unabhängiger Arbeitsrichter.“
Grube betonte: „Auf die Lokführer bin ich überhaupt nicht sauer. Sie sind unsere Kollegen. Ich bin verärgert über GDL-Chef Weselsky, weil er das Prinzip der Verhältnismäßigkeit zwischen den Sozialpartnern verletzt.“