Report: Kairo-Heimkehrer in Gedanken weiter in Ägypten
Frankfurt/Main (dpa) - Sie haben Chaos und Gewalt in Kairo hinter sich gelassen: Nach Tagen der Sorge haben die Geschwister Jan Philipp und Janina einen Egyptair-Flug nach Frankfurt bekommen. Am Donnerstagnachmittag umarmen sie Oma und Opa in der Ankunftshalle des Frankfurter Flughafens.
„Die Stimmung an Bord war erleichtert“, sagt der 16-jährige Sohn eines deutschen Hotelmanagers. Nach der Landung hätten die Passagiere begeistert geklatscht.
Auch die Großeltern aus Düsseldorf sind sichtlich glücklich, dass ihre Enkelkinder und Schwiegertochter Tina in Sicherheit sind. Doch mit ihren Gedanken ist die Familie noch in Ägypten. Der Vater von Jan Philipp und Janina harrt in Kairo aus. Zuletzt hatte er den Verwandten in Deutschland die Lage vor seiner Tür am Telefon nicht mehr schildern wollen - um sie zu schonen. Doch diese sahen die Bilder von den Ereignissen auf dem Tahrir-Platz im Fernsehen. „Man macht sich riesige Sorgen“, sagen die Großeltern.
Auf der Fahrt zum Flughafen in Kairo seien sie von Randalierern attackiert worden, erzählt Jan Philipp. „Aber alles ist gut gegangen.“ Am Flughafen sei die Situation hektisch gewesen, vor allem Ägypter hätten noch auf ihre Ausreise gewartet. Erst in letzter Minute bekam Mutter Tina einen Platz für den Egyptair-Flug 785. Dabei war die Maschine am Ende gar nicht voll.
Am Flughafen wartet auch Mohammed auf in Kairo lebende Familienangehörige. Der Somalier wäre vor wenigen Tagen selbst nach Ägypten in den Urlaub geflogen, hätten die Veranstalter die Reise nicht abgesagt. Nun flüchten seine Angehörigen aus Angst vor der Gewalt aus seinem Ferienziel.
Während sich die Familien nahe der Gepäckbänder in den Armen liegen, schiebt die Frau eines deutschen Geschäftsmannes einen hoch bepackten Kofferkuli durch den Ausgang. Sie bringt persönliche Sachen aus Kairo in Sicherheit. „Mir tut das ägyptische Volk leid“, sagt sie und schildert brutale Attacken der Mubarak-Anhänger. „Die Menschen dort wollen nichts anderes als Frieden.“ Ihren Namen möchte die Frau nicht nennen - aus Sorge, ihr in Ägypten gebliebener Mann könnte das Opfer gezielter Angriffe werden. Auch sie ist mit ihren Gedanken weiter in Kairo.